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Solomon Burke: "Großer, schwarzer Weihnachtsmann"

Foto: FRED PROUSER/ REUTERS

"Architekt amerikanischer Musik" Soul-Legende Solomon Burke ist tot

Soulsänger, Prediger, Bestattungsunternehmer: Solomon Burke wurde nie so berühmt wie Otis Redding oder Wilson Pickett, doch unter Rockstars gilt er als Vorbild und einer der Architekten moderner amerikanischer Musik. Im Alter von 70 Jahren ist der Schöpfer von Hits wie "Cry To Me" nun gestorben.

Amsterdam - Solomon Burke war ein Missionar in Sachen Musik. Trotz beeindruckender Körperfülle und fortgeschrittenen Alters war der Blues- und Soulsänger geradezu rastlos auf Reisen, um aufzutreten, Konzerte zu geben, das Wort Gottes zu verkünden. Am Dienstag sollte Burke in Amsterdam gemeinsam mit der Gruppe De Dijk auftreten, deren Songs er auf Englisch für das soeben veröffentlichte Album "Hold On Tight" eingesungen hatte. Doch Burke verstarb unter noch ungeklärten Umständen kurz nach seiner Ankunft auf dem Flughafen Schiphol, wie der Sprecher der Flughafenpolizei, Robert van Kapel, der Agentur AP bestätigte.

Burke, 1940 in Philadelphia geboren, wurde nie so berühmt wie seine Zeitgenossen Otis Redding oder Wilson Pickett, dennoch gilt der gewichtige Sänger in Musikerkreisen als "einer der größten Soulsänger - vielleicht der größte", wie der legendäre Gründer von Atlantic Records, Ahmet Ertegun, es einmal formulierte. Tom Waits bezeichnete Burke als "einen der Architekten amerikanischer Musik". Und Mick Jagger gab einst offen zu, dass er versucht habe, Burkes Gesangsstil zu imitieren.

Seinen ersten Hit hatte Solomon Burke 1961 mit dem Country-Song "Just Out Of Reach (Of My Two Open Arms)", es folgten weitere 32 Singles auf Atlantic Records. Burkes Mischung aus Pop, Blues und Gospel galt als Essenz amerikanischer Soulmusik und definierte das, was in den Folgejahren zum Erfolgsrezept R'n'B wurde. Zu Burkes bekanntesten Songs zählen "Cry To Me", das in den achtziger Jahren noch einmal durch den Einsatz im Schmacht-Blockbuster "Dirty Dancing" zum Hit wurde, und die Uptempo-Nummer "Everybody Needs Somebody To Love", ein Standard, der sowohl von den Rolling Stones als auch von Wilson Pickett und schließlich den Blues Brothers gecovert wurde.

Als Jugendlicher machte Solomon Burke eine Ausbildung zum Bestattungsunternehmer und arbeitete in der Firma seines Onkels. Zeitweise unterhielt er auch ein eigenes Bestattungsunternehmen in Los Angeles. Seit frühester Kindheit fühlte sich Burke zum katholischen Glauben hingezogen. Als junger Erwachsener predigte er in Philadelphia, moderierte später eine Gospelsendung im Radio und war zum Schluss spiritueller Führer der Weltkirche House of God for all People. Seine tiefempfundene Frömmigkeit hielt ihn jedoch nicht von zahlreichen Lebensfreuden ab. Angeblich hat Burke mehr als 90 Enkelkinder, wie er selbst vor zwei Jahren beim französischen Jazzfestival Juan Les Pins angab.

Nach einer eher ruhigeren Phase, in der er sich mehr auf die Kirche als auf die Musik konzentrierte, erlebte Burke 2002 ein Comeback mit dem von Kritik und Publikum gefeierten Album "Don't Give Up On Me". Seitdem veröffentlichte Solomon Burke in regelmäßiger Folge Alben und ging auf Tournee, wo ein junges Publikum den Soul-Veteranen für sich entdecken konnte. Burke selbst freute sich über den Zuspruch der Kids: "Die glauben, ich bin ein großer, schwarzer Weihnachtsmann. Und ich gebe mir immer Mühe, das zu spielen, was sie hören wollen", wird er auf seiner offiziellen Website  zitiert.

bor