Hinweis: Ihr Browser unterstützt nicht alle grundlegenden Web-Standards, und deshalb sehen Sie diesen Hinweis und das Layout nur in Auszügen. Bitte verwenden Sie einen aktuelleren Browser.

Keine Anzeige
LogoSeit 1996: Aktuell und unabhängig!

[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #471 vom 06.02.2006
Rubrik Feature

Amadé - 250 Jahre Mozart #1

Wolfgang Amadé Mozart drawing by Doris Stock, 1789, http://commons.wikimedia.org

Man kann ihn verehren und ihn über alle anderen Komponisten erheben oder schlichtweg verabscheuen, einen Großteil seiner Musik unfassbar trivial finden und das (angebliche) Geheimnis seiner Genialität ignorieren. Wie man es auch macht: An Joannes Chrysostomus Wolfgangus Theophilus, heutzutage besser bekannt als Wolfgang Amadeus Mozart (*27.1.1756 in Salzburg; †5.12.1791 in Wien) wird man nicht nur als Klassikfreund im "Mozart-Jahr" kaum vorbei kommen.
Selbstverständlich haben alle wichtigen Labels das Ereignis genutzt und überschwemmen den Markt mit Neu- und Wiederveröffentlichungen seiner Werke. Thematisch zusammengefasst werden wir dieses Jahr in mehreren Features einen Teil dieser CDs besprechen: "Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen". [sal]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Wolfgang Amadeus Mozart / Swedish Chamber Orchestra, Petter Sundkvist "Eine kleine Nachtmusik · Serenata notturna · Lodron Night Music No. 1"

Kammermusik – Mozarts größter Hit, brav eingespielt
(CD; Naxos)

Mozarts populärste Komposition, die Serenade in G-Dur (KV 525) "Eine kleine Nachtmusik" gehört mit Sicherheit zu den bekanntesten Kompositionen des Meisters und der klassischen Musik überhaupt. Das viersätzige Werk gibt es in unzähligen Einspielungen, die meistens recht ordentlich sind, sich aber summa summarum ziemlich ähneln. Leider bietet auch die jüngste Einspielung dieses Evergreens vom Swedish Chamber Orchestra unter Petter Sundkvist wenig Neues und kann folglich nur durch die Musik selbst und nicht durch eine herausragende Interpretation überzeugen. Sundkvist vermeidet Experimente und selbst in den sicheren Fahrwassern einer Standardeinspielung erlaubt er sich unüberhörbare Temposchwankungen. Auch im unteren Preissegment gibt es deutlich überzeugendere Einspielungen. Etwas besser kommt das Orchester mit den anderen beiden Werken, der "Serenata notturna" (KV 239) und dem Divertimento in F-Dur (KV 247), der sogenannten "Lodron Night Music" zurecht. Immerhin klingt die Aufnahme erstaunlich gut, aber eine uneingeschränkte Empfehlung kann man für dieses Album wirklich nicht aussprechen.
Wer interpretatorisch mehr erwartet, gerade bei der "Kleinen Nachtmusik", der sollte eher zu den Aufnahmen von Karl Böhm oder Nikolaus Harnoncourt greifen. [sal: @@]


Wolfgang Amadeus Mozart / Concentus Musicus Wien, Nikolaus Harnoncourt "Early Symphonies - Music & Letters - Vol. 2"

Symphonik – Frühe Mozart-Symphonien meisterlich gedeutet
(2CD; DHM)

Schon letztes Jahr belegte Mozart-Spezialist Nikolaus Harnoncourt mit dem ersten Teil dieser Sammlung früher Mozart-Symphonien, dass diese zu Unrecht als unreife Produkte eines Wunderkindes gelten. Seine sorgfältigen Interpretationen enthüllten erstaunliche Kunstgriffe eines Komponisten auf der Höhe der Zeit, obwohl dieser zum Zeitpunkt der Kompositionen noch ein Kind war.
Auch auf "Early Symphonies - Music & Letters - Vol.2" belegt Harnoncourts intelligente Leitung des spritzigen Concentus Musicus Wien diese These. Er enthüllt reihenweise halb vergessene Perlen des adoleszierenden Mozart, aber auch anerkannte Meisterwerke wie die "kleine" g-Moll Symphonie No. 25 (KV 183). Die Symphonien werden mit Auszügen aus Briefen des reisenden Wolfgang (und seines Vaters Leopold) an seine Mutter und Schwester kombiniert, die Nikolaus Harnoncourt, respektive sein Enkel Maximilian vorlesen.
Auf Dauer finde ich die Idee den Spielfluss des Albums mit gesprochenen Texten zu unterbrechen eher störend. Dennoch reicht diese Einschränkung nicht für einen Punktabzug, schließlich gibt es ja programmierbare Player und eine Skiptaste. [sal: @@@@]


Wolfgang Amadeus Mozart / Berliner Philharmonisches Bläserensemble "Serenades For Wind Ensemble"

Kammermusik – Vielschichtiges für Bläserensemble
(CD; EMI Classics)

Anders als die Kammermusik anderer, späterer Komponisten, gelten die Werke Mozarts für die diversen Kammermusik-Besetzungen als angenehme, leichte Kost, wohl nicht zuletzt wegen der "Kleinen Nachtmusik" und zahlreicher anderer Serenaden und Divertimenti.
Dass dies durchaus nur die halbe Wahrheit ist und dass, bei aller natürlicher Leichtigkeit und Unbeschwertheit mozartesquer Kompositionen, genügend Raum für nuanciertes Spiel und tiefergehende Musikalität bleibt, belegt die vorliegende CD mit Kammermusik für Bläserensemble eindrucksvoll. Gerade die Bläser-Serenade "Gran Partita" (KV 361) bietet mit ihren symphonischen Längen genügend Raum für die gesamte emotionale und musikalische Bandbreite. Der edle Klang des vorzüglichen Berliner Bläserensembles tut dazu ein Übriges.
Eine weitere empfehlenswerte Veröffentlichung inmitten bemerkenswert vieler, ganz vorzüglicher kammermusikalischer Veröffentlichungen im Mozartjahr. [sal: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Wolfgang Amadeus Mozart / Klenke Quartett "String Quartet in G major KV387 · String Quartet in D minor KV421"

Kammermusik – Frisch und unverbraucht
(CD; Profil)

Die Streichquartette von Mozart sind tückischer, als man als Hörer gemeinhin denkt. Was so unbeschwert und federleicht klingt, verlangt ein Höchstmaß an technischen und interpretatorischen Fähigkeiten. Man merke sich: Besonders leicht klingende Musik lässt sich (bekanntermaßen) besonders schwer spielen.
Die vier jungen Musikerinnen des in Weimar beheimateten Klenke Quartetts spielen die beiden Streichquartette KV 387 und 421 mit spielerisch-leichtem Ton und schwungvollen Tempi. Dies klingt bei ihnen so hinreißend natürlich, dass man sich schon auf die folgenden Veröffentlichungen der geplanten Gesamteinspielung der Streichquartette Mozarts freut, denn bei aller Leichtigkeit gelingt dem Quartett gerade das Ausarbeiten der dunkleren Nuancen. Vor allem das Streichquartett in d-Moll (KV 421) mit seinen Untiefen in den ersten beiden Sätzen, ist in seiner emotionalen Dichte ganz und gar begeisternd. [sal: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Wolfgang Amadeus Mozart / Fauré Quartett "Piano Quartets"

Kammermusik – Fast vergessene Meisterwerke
(CD; Deutsche Grammophon)

Denkt man in der Kammermusik an Quartette, dann fallen einem freilich zuallererst die alles beherrschenden Streichquartette ein. Auch Mozart schrieb 23 Streichquartette, aber nur zwei Klavierquartette, doch diese beiden Kompositionen aus den Jahren 1785 und 1786 haben es wirklich in sich: Fast scheint es so, als ob Mozart gerade im vermeintlich unbekannten und unwichtigen Nebengenre der Kammermusik einen Grad an psychologischer Subtilität und Emotionalität wagte, den der Komponist, der oft genug missverstanden wurde, in solch einer Radikalität in seinen Hauptwerken sich nicht trauen konnte, ohne vollends verrissen zu werden. Gerade das g-Moll Quartett (KV 478) mit seinem akzentuierten Pianopart, birgt schon viel von Beethovens aufwühlender Klangsprache in sich. Das hier ist alles andere als 'leichte Kost': Die Wärme und die emotionale Reife dieser Kompositionen suchen auch in der genialen Kammermusik Mozarts ihresgleichen.
Das Karlsruher Fauré Quartett spielt die beiden Kompositionen so hingebensvoll, so perfekt, so mitreißend, dass man fast meinen möchte, Mozart persönlich hätte sie den vier talentierten Musikern direkt auf den Leib geschrieben. Eine bessere Einspielung dieser endlich wiederentdeckten Perlen der Kammermusik kann ich mir schwer vorstellen. [sal: @@@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Wolfgang Amadeus Mozart / Gewandhaus-Kammerchor · Leipziger Kammerorchester, Morten Schuldt-Jensen "Requiem"

Sakrale Musik – Mozarts sagenumwobenes letztes Werk
(CD, DVD-A, SACD; Naxos)

Von allen Kompositionen der klassischen Musik wird keine so von mysteriösen Legenden umrankt wie Mozarts letzte Komposition, das "Requiem". Menschliche Tragödie, die innere Zerrissenheit des Komponisten, psychologische Tiefe einer aufgeklärten und doch naiven Religiösität, Todesangst und Todessehnsucht verbindet dieses Werk wie keine andere Totenmesse vor ihr und nur wenige danach. Das "Requiem" gehört zu den ganz großen Werken der klassischen Musik, das auch bei Klassikskeptikern seine Wirkung nicht verfehlt.
Nichts liegt näher, als dieses großartige Werk zum Mozartjahr neu einzuspielen. Leider überzeugt mich die nun erschienene Einspielung aus Leipzig überhaupt nicht. Weder der zumindest ordentlich singende Gewandhaus-Kammerchor, noch das brave Leipziger Kammerorchester können sonderlich brillieren. Morten Schuldt-Jensens viel zu schneller, viel zu flüchtiger Taktstock, macht aus diesem Werk voll innerer Spannung einen Tour-de-force-Ritt durch die Vokal- und Instrumentenregister der Beteiligten. Wer hier feine Nuancen oder gar menschliche Tragik heraushören will, der muss schon genau hinhören und Dinge (wieder) hinein interpretieren, die doch die Komposition per se in sich birgt. Stellenweise wirkt die gesamte Aufnahme eher wie eine Oper als ein sakrales Werk.
Gemessen an den unfassbar bewegenden Einspielungen von Jordi Savall und Nikolaus Harnoncourt, ist diese fast völlig missraten und eine große Enttäuschung. [sal: @]


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


(cc) 1996-2016 Einige Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist unter einem Creative Commons Namensnennung-NichtKommerziell-KeineBearbeitung Lizenzvertrag lizenziert. Um die Lizenz anzusehen, gehen Sie bitte zu http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/de/.

http://schallplattenmann.de/artikel.html
Sprung zum Beginn der Seite