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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #467 vom 09.01.2006
Rubrik Kolumne

Sal's Prog Corner #51

Kaum hat das neue Jahr begonnen, schon köchelt der Prog Corner-Chefkoch die übriggebliebenen Reste des letzten Jahres zu einer schmackhaften Mischung zusammen. Im Mittelpunkt der heutigen Ausgabe stehen DVDs, Sammlereditionen und rare Nachzügler, die aus den unendlichen Weiten des progressiven Weltalls mit einigen Wochen Verspätung beim Unterzeichnenden eintrudelten.
Auch im neuen Jahr gilt: Viel Spaß beim Lesen & keep on proggin'. [sal]


Eyestrings "Consumption"

RetroProg РZeitgen̦ssischer Prog aus den USA
(CD; Split Difference)

Zu den (fast) vergessenen Scheiben des letzten Jahres gehört das zweite Album "Consumption" der US-amerikanischen Formation Eyestrings.
Der kantige Sound des Quartetts, der zwischen King Crimson, Van Der Graaf Generator und einem Hauch psychedelische Beatles anzusiedeln ist, erinnert an den Stil einer anderen fast vergessenen und mittlerweile aufgelösten US-Band, nämlich Discipline. Kunststück: Ryan Parmenter, Kopf und Stimme der Formation, ist der Neffe des Discipline-Frontmanns Matthew Parmenter, der beim Debüt "Burdened Hands" noch aushalf.
Beim zweiten Album verzichtete man auf seine Hilfe und verließ sich ganz auf eigene musikalische Tugenden. Ähnlich wie das Vorbild Discipline, spielen Eyestrings eine gitarrenbetonte, düstere Variante des Progressive Rock mit gelegentlichen Anleihen an den noch düstereren, mellotronlastigen Sound skandinavischer Bands à la Anekdoten. Das Ergebnis kann sich auf dem zweiten Album durchaus hören lassen: "Consumption" ist keine eingängige Scheibe, aber durchaus ein Werk, das es wert wäre gehört zu werden. [sal: @@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Wobbler "Hinterland"

RetroProg – Zeitreise in die Hoch-Zeit des Progressive Rock
(CD; Laser's Edge)

Wobbler nennt man beim Angeln einen künstlichen Köder, der durch taumelnde Bewegungen einen Fisch imitiert und für den Fang von Raubfischen verwendet wird. Dass sich das junge norwegische Quintett mit seiner kompromisslos rückwärtsgewandten Soundphilosophie Wobbler nennt, ist kein Zufall: Auch die Band Wobbler, die keine Instrumente verwendet, welche nach 1975 gebaut wurden (!), imitiert letzten Endes nur etwas, was sie 30 Jahre nach der Hochphase des Progressive Rock nicht wirklich sein kann.
2003 sorgte die Formation mit zwei auf der Website erhältlichen Demotracks für einige Aufregung bei den tendenziell klangkonservativen Prog-Fans. Diese klangen so perfekt retro, so düster und mellotronselig, dass man endlich die legitimen Nachfolger der Szene-Ikonen Änglagård gefunden zu haben glaubte. Nun liegt das Debütalbum "Hinterland" vor, auf dem Wobbler variabler als erwartet zu Werke gehen und damit die Erwartungen einiger Fans sogar enttäuschen. Wobbler sind nicht Änglagård II, sondern eine talentierte, eigenständige, typisch skandinavische RetroProg-Formation mit hohem Keyboardfaktor.
Obacht: Man muss musikalisch schon sehr nostalgisch veranlagt sein, um sich Wobbler mit Genuss zu Gemüte führen zu können. [sal: @@@]


Indukti "S.U.S.A.R."

New Artrock – Düsterer New Artrock aus Polen
(CD; Laser's Edge)

Nach den runderneuerten Quidam und vor allem nach dem Auftauchen der sensationellen Riverside, schickt sich nun eine weitere polnische Formation an ein Star der sogenannten 'New Artrock'-Szene zu werden.
Die Musik des Quintetts Indukti ist oberflächlich vergleichbar mit dem Sound der Briten von Porcupine Tree (speziell mit dem Sound ihres Albums "In Absentia"), in der Essenz jedoch deutlich härter und düsterer, und zitiert mit seiner Gitarrenlastigkeit bisweilen sogar King Crimson oder Tool. Anders als Riverside und Porcupine Tree spielen Indukti hauptsächlich instrumentale Musik ohne jegliche Keyboards (sie werden allerdings auf zwei Stücken von Riverside-Vokalist Mariusz Duda unterstützt). Statt der keine Sekunde vermissten Keyboards, duelliert sich eine Violine (!) mit den Gitarren. Das Ergebnis klingt aufwühlend und aufregend und gilt in der Szene zurecht als eine der interessantesten und wichtigsten Neuveröffentlichungen des letzten Jahres. [sal: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Fates Warning "Live In Athens"

Progmetal – Live-Dokument in Bild und Ton
(DVD; InsideOut)

Fates Warning gehören, neben den unvermeidlichen Dream Theater, zu den wichtigsten und einflussreichsten Vertretern des Progressive Metal. Über 20 Jahre entwickelten und prägten sie dieses Genre entscheidend mit. "Live In Athens" dokumentiert einen Gig vom 20.2.2005, der in der griechischen Hauptstadt im Gagarin 205 gefilmt wurde. Die DVD gibt eine guten Überblick der zweiten Phase der Band (jener mit dem Sänger Ray Alder) und präsentiert die Highlights der entsprechenden Alben deutlich rauer als die stets perfekt, manchmal geradezu klinisch eingespielten Studioalben des US-amerikanischen Quartetts.
Die eher mit konventionellen Mitteln gefilmte DVD kommt ohne großen technischen Schnickschnack daher und vermittelt so das unmittelbare Live-Feeling dieser Band. Als Gäste wirken Nick D'Virgilio (Spock's Beard) und Mike Portnoy (Dream Theater) als Drummer und Kevin Moore (ex-Dream Theater) als Aushilfskeyboarder mit. [sal: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Barclay James Harvest "All Is Safely Gathered In"

Symphonischer Artrock – Eine umfassende BJH-Anthologie der Jahre 1967-1997
(5CD; Eclectic)

Umfassender hätte diese Retrospektive von Barclay James Harvest wirklich nicht gestalten werden können. 30 Jahre in der Karriere der beliebten englischen Artrock-Band, von ihren lyrischen Anfängen, über die kommerziellen Auswüchse, bis hin zu ihrem Niedergang dokumentiert die liebevoll aufgemachte Box "All Is Safely Gathered In" auf exemplarische Weise. Erstmalig wurde das Material ihrer EMI- und Polydor-Jahre zusammengefasst, mit raren, interessanten und teilweise essentiellen Bonus-Tracks ergänzt und liebevoll remastered.
Für BJH-Fans, die sich lange mit lieblosen Re-Issues in mieser Soundqualität herumplagen mussten, ist diese Box eine Offenbarung und ein absolutes Muss. Selbstredend finden sich alle Höhepunkte ihres Schaffens auf den fünf randvollen CDs; begeisternd auch das 60-seitige Begleitbuch mit zahlreichen Fotos, Interviews und ausführlichen Liner-Notes, das diese liebevoll aufgemachte Box zum echten Collector's Item werden lässt. [sal: @@@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Mats/Morgan Band "Thanks For Flying With Us"

Fusion – Intelligenter und humorvoller Jazzrock aus Schweden
(CD; Cuneiform)

Schon seit einigen Jahren machen die schwedischen Topmusiker Mats Öberg und Morgan Ågren sowohl als Studiomusiker, als auch mit ihrer Live-Band auf sich aufmerksam. Ihre hochamüsante und intelligente Mischung aus allen möglichen Stilen, vom Progressive Rock über Jazzrock der 1970er, bis hin zu unüberhörbaren Anleihen an Frank Zappa, ist auf keinem Studioalbum bisher besser eingefangen worden, als auf der nun erschienenen "Thanks For Flying With Us". Auf über 70 Minuten Spielzeit brennen die Schweden ein Feuerwerk ihrer überschäumenden Kreativität ab, das abwechslungsreicher von ihnen bislang nicht zu hören war. Was im Studio unüberhörbare Spielfreude der exzellenten Musiker war, ist für den Hörer amüsanter und unterhaltsamer Hörgenuss. [sal: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Magenta "The Gathering"

Quelle: http://www.justforkicks.de

Folk/Prog – Live-Dokument der Soft-Progger
(DVD; F2)

Ich muss gestehen, dass ich das letzte Magenta-Livealbum "Another Time... Another Place..." auf Dauer ziemlich fade fand, so dass ich eigentlich gut auf eine weitere Konzert-Veröffentlichung der Band hätte verzichten können. Nun liegt, kaum zehn Monate nach dem Doppelalbum, mit "The Gathering" eine Live-DVD vor, die glücklicherweise deutlich besser geraten ist.
Das fast zweistündige Programm gibt einen guten Überblick über die bisherigen Studio-Veröffentlichungen des britischen Sextetts um die charismatische Sängerin Christina und Mastermind Rob Reed und wurde nun deutlich lebendiger eingespielt. Das Konzert wurde am 14.5.2005 in der 'Pop Factory' in South Wales aufgenommen und mit sechs Kameras professionell abgefilmt. Der Sound liegt als Stereo-Mix und in 5.1-Surround vor und ist sehr gut geraten. Ergänzt wird die ordentlich gemachte DVD durch die üblichen Features wie ein Promo-Video, Interviews, etc.
Wenn man glaubt, dass man ein Magenta-Live-Release braucht, dann sollte es auf jeden Fall diese DVD sein. [sal: @@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Trigon "Emergent"

Quelle: http://www.heavyzenjazz.de

Psychedelic – Das beste und bestklingendste Studio-Album der wirren Karlsruher Truppe
(CD; Eigenvertrieb)

Bisher konnte die spielfreudige Karlsruher Combo Trigon um Power-Gitarrist Rainer Lange nur auf ihren Live-Veröffentlichungen klanglich voll überzeugen. Viele der Studio-Alben wurden mit minimalstem Aufwand im Proberaum aufgenommen und in mühevoller Heimarbeit leidlich gemastert. Das Ergebnis klang dann zumindest stellenweise dumpf und konnte nie die Energie vermitteln, die Trigon als Band in besonderem Maße auszeichnet. Für eine Band, die bei Studio-Veröffentlichungen neues Material, experimentellere Stücke und neue Einflüsse in die Musik einfließen lassen wollte, war dieser Zustand auf Dauer höchst unbefriedigend.
Das professionelle Mastering von Grobschnitt-Mastermind Eroc macht auf "Emergent" den Unterschied. Was man vorher nur erahnen konnte oder aus der Erinnerung ihrer fulminanten Live-Auftritte kannte, ist nun endlich hörbar. Trigon rocken und grooven auf Tracks wie "Kamasutra-Debakel", "Raff an Dörte" oder "Space Chick Strikes Back" einfach wie Hölle, und belegen, dass sie sich zu einer der wichtigsten deutschen Jam-Rock-Bands mausern. Eines der absoluten Highlights des abgelaufenen Jahres. [sal: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Pink Floyd "London 1966/1967"

Psychedelic Rock – Die Kultband in ihren Anfängen
(DVD; Snapper)

Lange bevor wir im Rückblick von den 'Swinging Sixties' in London sprechen sollten, spielten in den lichtscheuen Clubs viele spätere Größen der Rockmusik, so auch Pink Floyd.
Das vorliegende Bild- und Tonmaterial der Ur-Pink Floyd (also Syd Barrett, Nick Mason, Roger Waters, Rick Wright) belegt, dass die unheilvolle, Drogenrausch-ähnlich improvisierte Musik ("Interstellar Overdrive", "Nick's Boogie") durchaus ein Zeichen der Zeit war, das nichts mit dem grellbunten Image unserer Historienverklärung der 1960er Jahre zu tun hat. Pink Floyd waren hier düsterster Underground und weit entfernt vom Bombast späterer Jahre.
Peter Whiteheads Filmcollage speist sich aus Bildern des Live-Sets und der legendären "14 Hour Technicolor Dream"-Performance, an der auch Yoko Ono teilnahm. Ergänzt mit aktuellen Interviews und filmischen Impressionen, vermittelt "London 1966/1967" das Bild einer Jugendkultur, die den revolutionären gesellschaftlichen und musikalischen Umbruch ganz nah vor sich hat. Eine sorgfältig gemachte, trotz kurzer Spielzeit (60 min.) sehr empfehlenswerte DVD. [sal]


(cc) 1996-2016 Einige Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist unter einem Creative Commons Namensnennung-NichtKommerziell-KeineBearbeitung Lizenzvertrag lizenziert. Um die Lizenz anzusehen, gehen Sie bitte zu http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/de/.

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