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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #217 vom 09.10.2000
Rubrik Feature

Voodoo Jive – Rhythm & Blues im Schnelldurchlauf

"Voodoo Jive – Die Sendung für Rhythm&Blues und Artverwandtes" wird jeden dritten Sonntag im Monat von 19-20h vom Nürnberg Lokalsender Radio Z ausgestrahlt. Moderator Peter Point (der beim Schallplattenmann mit [pg] zeichnet) stellt euch in diesem Feature Neuheiten aus den Bereichen Blues, R&B, Soul, Funk, Cajun/Zydeco bis hin zu African Blues vor. Also eine "Roots"-Rubrik im weitesten Sinne.


Super Chikan "Blues Come Home To Roost"

(CD; Rooster Blues)

Das Mississippi-Delta ist nach wie vor der Nährboden, auf dem die originellsten und schrägsten Figuren des Blues am besten gedeihen. James Louis Johnson, alias Super Chikan, Jahrgang 1951, hat seit seiner Jugend einen besonders guten Draht zu Hühnern und besingt sie ziemlich oft. Doch nicht nur über die Eigenarten des Geflügels weiß dieser genauso pfiffige wie tiefgründige Spaßvogel zu berichten, sondern über alles, was im ländlichen Delta eine gute Story hergibt. Die verpackt der Multiinstrumentalist (er spielt Gitarre, Bass, Harmonika und Piano und singt natürlich) in intelligenten Kompositionen, voll Witz und Ideenreichtum, swingend oder funky, immer in der Tradition des tiefen Südens, aber immer originell. Do the Super Chikan Strut! [pg: @@@@]


Lonnie Shields "Midnight Delight"

(CD; Rooster Blues)

Der aus Arkansas stammende Sänger und Gitarrist hat alle Leidenschaft und Vitalität des Südens aufgesaugt und absorbiert sie auf seinem dritten Album in konzentrierter Form. "Midnight Delight" ist Down-Home in Reinkultur, eine Scheibe bei der einmal mehr Blues, Soul, Funk und Gospel zu einem brodelnden Ganzen verschmelzen. Groovy, funky, soulful, tiefschwarz, mit Understatement produziert. Hätte auch vor 30 Jahren gemacht worden sein können, aber im "Bible Belt" ticken die Uhren eben anders. [pg: @@@@]


Robert Lockwood, Jr. "Delta Crossroads"

(CD; Telarc)

Zeit seines Lebens war der heute 85-jährige bemüht, sich nicht auf das Bild des ewigen Erben reduzieren zu lassen. Robert Lockwood, Jr. lernte das Gitarre spielen direkt vom legendärsten Bluesmusiker aller Zeiten: Robert Johnson. Seine Mutter lebte eine Zeit lang mit Johnson zusammen und Klein-Robert begleitete den großen Robert einige Zeit auf dessen Streifzügen durch den Süden. Nach Johnsons Tod führte Lockwood dessen Erbe weiter, aber bald war ihm die Rolle des Konservierers zu begrenzt. Er ging nach Chicago, erweiterte seinen Stil um jazzige Elemente und wurde einer der prägendsten Gitarristen des Nachkriegs-Blues. Willie Mabons "I Don't Know" und Little Walters "My Babe" sind nur zwei der Hits, die er mit seiner Gitarre veredelte. Auf "Delta Crossroads" widmet sich Lockwood nun wieder den Songs seines Freundes und Mentors und verzichtet dabei auf jegliche Bandbegleitung. Seine 12-saitige Gitarre hat der Veteran immer noch gut im Griff, nur stimmlich fehlt es ihm mittlerweile etwas an Kraft. Am besten gelungen sind demnach auch die Stücke, bei denen man nicht zwangsläufig Johnsons gequält-intensives Organ im Ohr hat, also Lockwoods Eigenkompositionen oder jazzige Exkursionen wie Leroy Carrs wunderbares "In The Evening". [pg: @@@]


Dale Hawkins "Wildcat Tamer"

(CD; Inak)

Äußerst kernig, was uns "Mr. Suzy Q" hier nach 31(!) Jahren Pause vorlegt. Rockabilly, R&B und Swamp-Rock, rauh und ungeschliffen produziert. Griffige Songs, eine schneidende Stimme und eine Band, die auf jeglichen Firlefanz verzichtet. Klingt wie 'ne Blaupause für CCR. Absolut retro, absolut überflüssig und ziemlich geil. [pg: @@@]


Di Anne Price "Wild Women"

(CD; GoJazz)

Auch wenn der Blues schon immer eine Macho-Domäne war, so gab (und gibt) es immer Frauen – selbstbewusste, erdverbundene Divas wie Bessie Smith, Memphis Minnie, Ruth Brown und viele andere – die dem Potenz-Geprotze der Männer die weibliche Sicht der Dinge entgegenhielten. Die Pianistin und Sängerin Di Anne Price aus Memphis setzt diese Tradition fort, ohne ihr etwas Neues hinzuzufügen. "Wild Women" enthält elf höchst erotische und witzige Songs aus dem Repertoire der klassischen Blues-Sängerinnen, frei nach dem Motto "Gute Mädchen kommen in den Himmel, böse Mädchen kommen überall hin". Eine große, fordernde Stimme und eine lässig swingende Band (Drums, Bass, Saxophon), in gekonnter Bar-Blues-Manier. Gelungen! [pg: @@@]


The Ray Gelato Giants "The Men From Uncle"

(CD; Tug)

Im mittlerweile breit gefächerten Kosmos der "Neo-Swing"-Bands steht der Sänger, Saxophonist und Bandleader Ray Gelato mit einem Bein in Las Vegas, mit dem anderen in Palermo. Auf alle Fälle swingen er und seine Riesen mehr im Stile von Louis Prima, Frank Sinatra oder Dean Martin als von Louis Jordan oder Cab Calloway. Musiziert wird hier auf allerhöchstem Niveau, selbst die komplexesten Arrangements bewältigt die Band im Schlaf und die Spielfreude der Musiker springt einem förmlich entgegen. Besonders amüsant sind die Songs im Italo-American-Style, wie das Remake der Sophia Loren-Nummer "Tu Vuo'Fa L'Americano?", von Gelato mit perfektem sizilianischen Akzent vorgetragen (sein Vater ist Italo-Amerikaner). [pg: @@@]


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


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