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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #718 vom 05.09.2011
Rubrik Neu erschienen

MiloÅ¡ Karadaglić "Mediterráneo"

Klassik – Hochglanzverpackung für Gitarren-Standards
(CD+DVD; Deutsche Grammophon)

Ich muss zugeben, ich werde in letzter Zeit immer häufiger skeptisch, wenn mir Klassik-Künstler werbewirksam fotografiert und überlebensgroß auf Litfaßsäulen begegnen und mir als das Nonplusultra angepriesen werden. Junge, schöne Künstler, die offenbar auch eine Klientel ansprechen sollen, die sich normalerweise von der Klassik fernhält. »Der Zweck heiligt die Mittel« könnte man sagen, schließlich kann man jung, schön und talentiert sein, wohl wahr, wenn da eben nicht das gesamte Produkt auf Massenkompatibilität getrimmt werden würde. Soll heißen: Nicht nur die Outfits (bzw. die Werbedesigns) der Anna Netrebkos, Sol Galbettas, Lang Langs und neuerdings die von MiloÅ¡ Karadaglićs sind gefällig durchgestylt, auch ihre Programme bewegen sich üblicherweise in gesicherten Fahrwassern. Und das relativiert bei genauerer Betrachtung den 'Superstar' und das 'Ausnahmetalent' zu einem guten Künstler unter vielen, der lediglich das Glück hat, bei einem Major Label untergekommen zu sein.
Das Debüt "Mediterráneo" des montenegrinischen Gitarristen MiloÅ¡ Karadaglić ist über weite Teile so eine 'sichere' Angelegenheit. Ein Gitarren-Standard reiht sich an den nächsten, mit Schwerpunkt auf zumeist spanische Komponisten: Isaac Albéniz (1860-1909), Francisco Tárrega (1852-1909), Enrique Granados (1867-1916) – was auf quasi jedem Gitarrenmusik-Sampler zu finden ist, findet sich auch hier. Da nützt es dann nicht viel, dass Karadaglić tatsächlich ein exzellenter Gitarrist ist, dessen Anschlag- und Grifftechnik makellos ist und der die schwierigsten Passagen beeindruckend schnell und sauber spielen kann. Große Teile des hier vorgestellten Repertoires sind abgenutzt, abgedroschen und eignen sich bestenfalls als Showcase für seine Technik.
Richtig interessant wird das Album erst, wenn Karadaglić die ausgetretenen Pfade verlässt und relativ unbekannte Musik von Carlo Domeniconi (*1947) und Mikis Theodorakis (*1925) spielt. Das tut er auf dem Album für mich leider zu selten, so bleibt ein fader Beigeschmack: Karadaglić hat die Technik zum neuen Superstar, aber nicht den musikalischen Mut. Aber vielleicht traut er sich ja das nächste Mal ein bisschen mehr und verzichtet dafür auf das scheußlich kitschige Fototapeten-Cover. [sal: @@@]


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


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