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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #707 vom 04.04.2011
Rubrik Kolumne

Sal's Prog Corner #93

Demnächst erscheint ein neues Album der Prog-Dinos Yes. Doch, doch, die gibt es noch und glaubt man den Versprechungen, dann soll es endlich wieder ein progressives Meisterwerk geben. Die Fans müssen sich allerdings auf einige signifikante Umbesetzungen gefasst machen: Vor allem die markante Stimme von Jon Anderson wird nicht mehr zu hören sein, stattdessen wird Benoit David (ehemaliger Sänger einer Yes-Coverband) die Lead Vocals übernehmen. Und soviel vorab: An ihm wird es definitiv nicht liegen, wenn das Album doch nichts werden sollte.
Doch bevor man (endlich?) neues Material von Yes zu hören bekommen wird – ihr letztes Studioalbum "Magnification" erschien vor 10 Jahren und war wirklich nicht der Rede wert – gibt es in der heutigen Prog Corner zwei durchaus interessante Neu- und Wiederveröffentlichungen der Band. Ergänzt werden sie durch ein Wiederhören mit den 'alten Bekannten' aus Schweden: Paatos. Keep on proggin... [sal]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Paatos "Breathing"

Postrock/New Artrock/ArtPop – Rückkehr nach fünf Jahren
(CD; Glassville)

Paatos gehörten Anfang der 2000er Jahre zu den interessantesten neuen Formationen, die Postrock und Progressive Rock auf ganz eigene, vornehmlich melancholische Weise kombinierten. Nach den drei großartigen Studioalben "Timeloss" (2002), "Kallocain" (2004) und "Silence Of Another Kind" (2006) wurde es verdächtig still um die Band. Schuld daran waren vermutlich einige Umbesetzungen und die unsichere Zukunft ihres ehemaligen Labels InsideOut.
Nun sind Petronella und Ricard Huxflux Nettermalm (voc, dr, keys) mit alten und neuen Mitstreitern Peter Nylander (g) und Ulf Rockis Ivarsson (b) auf ihrem neuen Label Glassville wieder da – und klingen so, als ob sie niemals weg gewesen wären. Die Studiopause scheint der Band nicht wirklich geschadet zu haben. So bewegen sich Paatos nach wie vor in melancholischen Gefilden, vielleicht mit insgesamt etwas weniger Anleihen am New Artrock (à la Porcupine Tree und Riverside), dafür etwas ausgeprägter in Richtung ArtPop mit starken Rock-Elementen (v.a. beim Drumming und bei der Solo-Gitarre).
An die beiden Meisterwerke "Kallocain" und "Silence Of Another Kind" reicht das Comeback-Album vielleicht nicht ganz heran, aber man kann sich jetzt schon auf die anstehende Europa-Tournee im Herbst freuen. Paatos stehen unvermindert für Qualität und Geschmack in einem Segment des Genres, das ansonsten zu Trivialitäten und kommerziellen Ausrutschern neigt.
Sehens- und hörenswert ist übrigens das Video zur Single "Gone", besonders schön auch das auf Schwedisch gesungene "Smärtan". [sal: @@@]


Yes "Union Live"

Quelle: http://gonzomultimedia.co.uk/

Progressive РNach 20 Jahren endlich ver̦ffentlicht: Yes 1991 live auf der Union-Tour (1991)
(2DVD+2CD; Gonzo Multimedia)

Früher war alles besser. Auch die abgehalfterten Bands. Als ich 1991 Yes auf ihrer "Union"-Tour in der Kölner Sporthalle sah, hielt ich das Konzert für einen nicht zu überbietenden Höhepunkt. Da standen auf der Bühne vereint die zwei historisch wichtigen Besetzungen meiner damaligen Lieblingsband Yes, die 'Yes Classics'-Besetzung der 1970er der großen Prog-Alben wie "Close To The Edge" und "Fragile" und die sogenannte 'Yes West'-Besetzung der großen Charterfolge à la "Owner Of A Lonely Heart" vom Erfolgsalbum "90.125" aus den 1980ern. Trotz des etwas lahm zusammengeschusterten Albums "Union" (1991) lieferten die acht Musiker in der Doppel-Besetzung (Jon Anderson - voc, Bill Bruford - dr, Steve Howe - g, Rick Wakeman - keyb, Tony Kaye - keyb, Trevor Rabin - g, Chris Squire - b, Alan White - dr) eine spektakuläre Show ab, die das Beste beider Yes-Welten erfolgreich vereinte. Ich gab damals Unsummen für ein mittelmäßiges Bootleg der Tournee aus, nur um die Highlights des Konzerts wieder erleben zu können. Ein offizielles Live-Album blieb aus, wie so oft bei Yes, und die Achter-Besetzung zerfiel bald nach der Tournee wieder und führte zur x-ten Umbesetzung und einige Jahre später zum Rohrkrepierer "Talk" (1994).
20 Jahre später erscheint endlich ein wunderschön aufgemachtes 2DVD+2CD-Set der Tournee mit dem professionell gefilmten Mitschnitt eines Konzerts vom August 1991 (nur drei Monate nach 'meinem' Konzert in Köln), dem selben Konzert auf zwei Audio-CDs und einer Bonus-DVD mit 'Bootleg-Videos' von zwei Konzerten, dazu jede Menge schöner Schnickschnack in einer schön gestalteten Box. Viel Material einer historischen Tour, allein: So recht will der Funke nicht mehr so ganz überspringen. Sicher, die "Union"-Tour war deutlich besser als das nichtssagende Album, aber wenn ich genau hinhöre, dann kann ich die Lustlosigkeit, die Unausgewogenheit, das Unverständnis der Musiker untereinander deutlich heraushören. Die sehr auf Solo-Passagen bedachte Setlist (ich hatte in Köln deutlich mehr 'Band-Stücke' zu hören bekommen) tut da ihr übriges, dennoch: "Union Live" kommt zwar 20 Jahre zu spät und zeigt Yes bestimmt nicht auf dem Höhepunkt ihrer Karriere, ist aber dank der schönen Ausstattung und dank der Seltenheit des Materials die Investition wert; besser als zahlreiche andere sinnlose Yes-Live-Veröffentlichungen der letzten Jahre ist sie allemal. Und wenn sie dann am Ende "Awaken" zelebrieren, ist es fast so schön wie damals, vor 20 Jahren.
Das Set gibt es exklusiv auf der Seite des Labels Gonzo Multimedia. [sal: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Yes "Live At Montreux"

Progressive Rock – Die Classics-Besetzung live (2003)
(DVD; Eagle/KulturSpiegel)

Anfang der 2000er war der Jurassic Park des Prog alias Yes in ehrlich gesagt keiner guten Verfassung: Das letzte Studioalbum "Magnification" (2001) blieb deutlich hinter den künstlerischen und vor allem kommerziellen Erwartungen zurück und die anschließenden Touren (2001 und 2002/2003) waren auch keine lupenreine Erfolge. Die Band wirkte unharmonisch und ausgelaugt, das neue Material konnte sich nicht dauerhaft im Live-Programm durchsetzen und die alten Tracks hatten man alle schon deutlich besser gehört, zuletzt bei ihren Reunion-Gigs in San Luis Obispo (die dann auf "Keys To Ascension Vol. 1 & 2" verwurstet wurden). Als man dann 2003 beim vielleicht wichtigsten Musik-Festival der Welt in Montreux auftrat, waren die Erwartungen nicht sonderlich hoch. Trotzdem (oder gerade deswegen?) schaffte es die Band ein recht ordentliches Set hinzubekommen, das ab und zu an alte Glanzzeiten anknüpfen konnte. Die gewohnt gute Aufnahmetechnik in Bild und Ton aus Montreux bescherte Yes eine der wenigen wirklich gelungenen zusammenhängenden Konzert-Aufnahmen im unübersichtlichem Live-Katalog (meistens gibt es bei Yes nur zusammengeschustertes Flickwerk aus verschiedenen Gigs).
Natürlich hat der Gig etwas von Altherren-Band (nicht nur optisch), aber insgesamt ist dies eine der wenigen jüngeren Live-Veröffentlichungen, die ich einem Yes-Fan ruhigen Gewissens ans Herz legen kann, zumal die DVD in der Kulturspiegel-Edition für wenig Geld zu haben ist. Blutige Yes-Anfänger sollten allerdings eher zu den klassischen Live-Alben aus den 1970ern "Yessongs" (1973) und "Yesshows" (1980) greifen. [sal: @@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


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