#704 vom 28.02.2011
Rubrik Neu erschienen
Boy George "Ordinary Alien"
Pop – früher war es besser
(CD; We Play)
Boy George zählt zu den schrillen Figuren der Popmusik. Doch schon als Vorsänger seines Culture Club hat er bewiesen, dass er mehr kann als sich auffällig zu inszenieren. Die Gruppe traf Anfang der 1980er Jahre den Nerv der Zeit und lieferte einige Hits, etwa "Do You Really Want To Hurt Me" oder "Karma Chameleon". Culture Club bedienten den Zeitgeschmack mit adäquater Musik, einige Songs können heute durchaus zum Pop-Kanon gerechnet werden. Die Kreativität hat jedoch nicht für eine Dekaden umspannende Karriere gereicht. Boy George zehrte einerseits vom Ruhm und fand sein Einkommen als House-DJ. Versuche, Culture Club wiederzubeleben sind nicht, seine Solokarriere nur mäßig erfolgreich gewesen. Schlagzeilen machte er nicht durch seine Musik. Der Musiker Boy George spielt seit langem nur noch eine untergeordnete Rolle.
Das neue Album wird diesen Umstand nicht ändern. Mit seiner eklektizistischen Mischung aus unterschiedlichen Einflüssen ist er sich zwar treu geblieben, sie trifft jedoch nicht mehr den Nerv der Zeit. Boy Georges Faible für Elektronik ist deutlich, eine Reminiszenz an Disco immer wieder spürbar. Aber anders als früher vermag seine Musik nicht mehr zu elektrisieren. Hier ein Anklang an Synthie-Pop, da an Frankie Goes To Hollywood – aber nie zaubert er ein Lächeln ins Gesicht, sondern erzeugt allenfalls Lust, wieder einmal die frühen Depeche Mode zu hören und einen Achtzigerjahre-Sampler durchrauschen zu lassen. [noi: @@]
Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
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