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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #704 vom 28.02.2011
Rubrik Neu erschienen

Wire "Red Barked Tree"

Rock – eigenwillig und stark
(CD, LP; Pink Flag)

Die Musik von Wire entstand in der Zeit des 'Anything goes' und war – obwohl im Punk entstanden – von Anfang an von künstlerischem Stilwillen geprägt. Die raue, ungestüme Musik von Wire galt schon früh als stilbildend – laut und mächtig, simpel, aber nicht primitiv. Manche Songs ihres Debütalbums "Pink Flag" (1977) waren noch nicht einmal eine Minute lang. Minimal-Punk, der mit der Zeit artifizieller wurde, aber weder verkopft noch kraftlos.
Wire sind längst nicht mehr so ungestüm wie in den 1970er Jahren. Sie haben mit Synthesizern experimentiert und der Gitarre immer wieder mit wohldosierten Weichspüler-Effekten die Schärfe genommen. Dass die Briten durchaus auch süße Melodien mögen, ist nicht neu. Nur dass Graham Lewis den Brian Ferry macht, ist mir erstmals bei "Please Take" aufgefallen, dem Auftaktstück von "Red Barked Tree". Die deutliche Sprache relativiert die vermeintliche Nähe jedoch ebenso wie das Arrangement.
Und auch wenn bei weiteren Liedern – etwa "Adapt" und "Clay" – die eingängigen Melodien dominieren: Die Gefahr der Ãœberzuckerung droht nie. Denn erstens unterlegen Wire die Melodien mit einem minimalistisch-redundanten Fundament, und zweitens konterkarieren sie die milderen Stücke mit lärmigen wie "Two Minutes" oder verstörenden wie "Moreover". Wire haben ihr Klangbild in den 30 Jahren ihres Bestehens (da sie sich schon drei Mal aufgelöst haben, darf man einige Jahre von den aktiven abziehen) so weiterentwickelt, dass man heute überrascht ist, dass sie nicht schon zu Zeiten von "Pink Flag" so geklungen haben wie heute. Handwerkliche Fähigkeiten interessieren nach wie vor nicht. Die Gitarren werden immer noch ungekünstelt gespielt, und Robert Grey bearbeitet das Schlagzeug so simpel und stupend, als ob er seit der ersten Platte nichts dazu gelernt hätte. Braucht er auch nicht. Denn Wire leben noch immer die Art-Punk-Idee, in der die Kreativität mehr zählt als die Fingerfertigkeit – und sie tun uns einen großen Gefallen daran festzuhalten.
Morgen 1.3.2011 in Hamburg, [noi: @@@@]


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


Permalink: http://schallplattenmann.de/a119468


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