#701 vom 18.01.2011
Rubrik Live - Musik spüren
Candelilla, 14.1.2010, Volkstheater, München
Indie-Rock mit Wave-Anklängen – schön, rechtzeitig da gewesen zu sein
Vorgruppen nimmt man hin. Eine Offenbarung ist so gut wie ausgeschlossen, mit etwas Glück sind sie wenigstens gefällig. Die vier Candelilla-Mitglieder sind so überaus jung, dass eine überwältigende Überraschung undenkbar scheint.
Sie kommt jedoch mit den ersten Takten. Das Schlagzeug treibt, der Bass drängt, die Gitarre rotzt, und die Sängerin sagt mit bestimmter Stimme an. Hier gibt es kein vorsichtiges Herantasten an ein Publikum, das nicht das ihre ist. Keine der vier kennt Zaudern und Zagen: Candelilla machen keine Gefangenen. Das Quartett spielt selbstsicher und wirkt überzeugt von dem, was es tut. Candelilla verkörpern die unbändige Energie einer hungrigen Wave-Band, welche die Energie des Punk mit einer ausreichenden Prise Raffinesse würzt. Tempo und Dynamik wechseln, und zwischendurch wird der Rhythmus auch geklatscht. Drei Bandmitglieder fungieren im Wechsel als Leadsängerin, gesprochene und Passagen im 'call and response'-Stil bringen zusätzliche Abwechslung. Das Publikum lehnt sich nicht skeptisch zurück, sondern lässt sich mitreißen und nimmt Candelilla an und auf. Man möchte verstehen, was sie in mitunter wie dadaistisch durchgeschüttelten Textbausteinen erzählen, mal Englisch, dann Deutsch und immer wieder in beiden Sprachen durcheinander.
Candelilla haben eine gute halbe Stunde, um das Publikum von sich zu überzeugen. Sie lassen keine Minute ungenutzt und beweisen, dass sie nicht nur Stilwillen haben, sondern auch das notwendige Talent, um daraus mitreißende Musik mit eigenständigen Texten zu machen. Applaus.
Nächstes Konzert: 22.1.2011 CH-Bern, eine Tour durch die deutschsprachigen Länder ist in Vorbereitung. [noi]
Permalink: http://schallplattenmann.de/a119440