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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #697 vom 22.11.2010
Rubrik Neu erschienen

LeoÅ¡ Janáček / Mandelring Quartett · Gunter Teuffel "Complete String Quartets"

Klassik – Janáčeks intime Streichquartette, erstmalig mit der Originalfassung des Quartetts "Intime Briefe"
(SACD; Audite)

Die beiden Streichquartette von LeoÅ¡ Janáček (1854-1928) gehören für mich nicht nur zu den Highlights im Å’uvre des hierzulande immer noch unterschätzten mährischen Komponisten, sondern überhaupt zu den schönsten, intimsten und bewegendsten Kammermusikwerken des 20. Jahrhunderts. Die beiden Werke (von 1923 bzw. 1928) sind mehr oder minder unchiffrierte Liebeserklärungen an seine Freundin, Geliebte und Muse Kamila Stösslová, der Janáček fast 1000 Briefe schrieb und ihnen sein Sehnen, seine unerschütterliche Liebe und Zuneigung anvertraute und der er im Stillen so manches Werk widmete. Janáček war zum Zeitpunkt ihrer ersten Begegnung 1917 bereits (sehr unglücklich) mit Zdeňka Schulzová, der Tochter eines ehemaligen Vorgesetzten verheiratet.
"Intime Briefe" heißt das zweite Quartett Janáčeks doch intime (Liebes-) Briefe sind in Wirklichkeit beide Streichquartette: Leidenschaftlich, zärtlich, aber auch kraftvoll und aufwühlend zieht Janáček für seine Kamila alle Register seines Könnens. Dies ist gewiss kein Material, das ich jedem x-beliebigen Streichquartett anvertrauen würde: Neben technischer Raffinesse und Sorgfalt benötigt man für diese Werke ein besonderes Maß an Ausdrucksstärke. Eine Aufgabe wie gerufen für die Musiker des Mandelring Quartetts, deren Fähigkeit Emotionen in der Musik zu verdichten in Deutschland, vielleicht insgesamt auf der Welt ihres Gleichen sucht. Nicht nur, dass sie die beiden Quartette "Kreutzersonate" und "Intime Briefe" wirklich meisterlich eingespielt haben, gemeinsam mit dem Viola-d'amore-Experten Gunter Teuffel spielen sie zusätzlich eine fundierte Rekonstruktion der Urfassung des zweiten Quartetts mit einer Viola d'amore statt einer gewöhnlichen Viola (sowie den üblichen zwei Violinen und Cello). Janáček hatte das Quartett bewusst mit dem symbolträchtigen Instrument komponiert, musste das Werk aber noch vor seiner Uraufführung umschreiben, da der Bratschist des Mährischen Streichquartetts auf dem ungewohnten Instrument nicht mit der anspruchsvollen Stimme zurechtkam.
Auf der neuen, auch klanglich makellosen SACD des Mandelring Quartetts kann man nun die beiden Fassungen vergleichen (und natürlich das erste, nicht minder faszinierende Streichquartett genießen): Über 67 Minuten intensive Kammermusik, interpretiert von einem phantastischen Ensemble. [sal: @@@@@]


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


Permalink: http://schallplattenmann.de/a119371


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