Ausgabe #683 vom 02.08.2010
Rubrik Neu erschienen
The Morning Benders "Big Echo"
Indie – zweites Album der Band aus Berkeley, CA
(CD, LP; Rough Trade)
Ja, ja, mit der Akustik ist das schon so eine verrückte Sache, dachten sich wahrscheinlich auch die vier Jungs von The Morning Benders: "Big Shout: Big Echo, Small Shout: Small Echo." Geboren war ein passendes Motto fürs zweite Studioalbum der Kalifornier und ein prägnanter Titel obendrein. Was für eine Ironie ist es da, dass selbst so einfache Gleichungen manchmal nicht ganz aufgehen. "Big Shouts" mag man daher in manchen Liedern vergeblich suchen, das "Big Echo" gibt's trotzdem.
Schon das Plattenrillenknistern in den ersten Sekunden weist die Grundrichtung des Albums. Das Eröffnungsstück "Excuses" beginnt mit einer großen Portion 60er-Jahre-Strandparty-Feeling und einem Hauch von 'Ach, waren das noch Zeiten'. Dass The Morning Benders aber nicht nur in Erinnerungen schwelgen wollen, wird schnell klar. Nostalgie ist ihr Konzept, der Klang trotzdem neu und aufregend: Mal elektronisch entrückt, mal minimalistisch Gitarren-geprägt und dann wieder so voll instrumentiert, dass die wabernde Melodie kurz vor dem Überlaufen scheint.
Nostalgie wäre aber nicht Nostalgie, wenn sie nicht bewusst in Gegensatz zum Fortschritt gesetzt würde. Locker eingestreute, kreischend angezerrte Gitarrentöne halten den Hörer im 21. Jahrhundert und machen The Morning Benders zu einer fortschrittlichen Band, die zwar ihren Vorgängern huldigt, sich aber lieber dem Vergleich mit ihren Zeitgenossen stellt, als zu imitieren.
Laute Schreie sind es wirklich nicht, die dieses Album auszeichnen, vielmehr geschickte und ruhige Töne vor einem regelrecht orchestrierten Hintergrund. Ein "Big Echo", dass vielleicht nicht nur auf den Effekt der Lieder anspielt, sondern womöglich auch die Reaktion der Hörer vorwegnimmt. [je: @@@@]
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
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