#662 vom 15.02.2010
Rubrik Live - Musik spüren
Nizza Thobi, 6.11.2009, Stadthalle Fürth
Ein Konzertbesuch der anderen Art
(CD; David)
Nizza Thobi, die kleine, große Frau mit langen schwarzen Haaren, gibt zum ersten Mal ein Konzert in der Fürther Stadthalle. Man hätte ihr einen besseren Auftakt gegönnt, aber leider waren nur knapp zwanzig Plätze von hundert im kleinen Saal der Fürther Stadthalle besetzt. Nizza Thobi nimmt es mit Humor. »Gibt es eigentlich Juden aus Fürth im Saal? Nein, wahrscheinlich sind sie alle im Konzert im großen Saal und der Rest der Fans auch.« Sie lacht und zieht sich erst einmal die Schuhe aus als wäre sie gerade nach Hause gekommen und gibt für ihre Gäste ein Konzert. Sie nimmt ein Glas Wein vom Tisch auf der Bühne und wünscht dem Publikum: »Schabat shalom« (Es ist Schabat-Abend). Das ist ihre Art. Sie bezieht das Publikum in ihre Konzerte mit ein. Zu jedem ihrer Lieder gibt sie vorher eine gesprochene, mit Diavortrag unterstützte, Einführung.
Nizza Thobis Stimme hat eine enorme Bandbreite. Mal ist sie rauchig-zart wie in dem Lied: "Gebojrn in a sajdn hemdl" (eine Hommage an die jüdische Sprache), dann wieder dunkel, getragen und zornig wie in "Es brennt". Dazwischen bringt sie jazzige Stücke wie "Schachmatt" mit einem Textgemisch aus Englisch, Hebräisch und Deutsch. Nizza Thobi erzählt Geschichten in den Liedern, die sie vorträgt. Die Geschichte von einem Koffer, der seinen Besitzer sucht. Sanft, melancholisch rührt sie ihr Publikum und nimmt es mit auf eine Reise, die gleichzeitig Traurigkeit und doch ein Stück Optimismus enthält.
Eine tolle Sängerin, eine beeindruckende Frau und Geschichtenerzählerin, der man gerne zu hört. Ein Konzertbesuch der anderen Art, der sich auf jeden Fall lohnt. [ad]
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