Hinweis: Ihr Browser unterstützt nicht alle grundlegenden Web-Standards, und deshalb sehen Sie diesen Hinweis und das Layout nur in Auszügen. Bitte verwenden Sie einen aktuelleren Browser.

Keine Anzeige
LogoSeit 1996: Aktuell und unabhängig!

[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #653 vom 23.11.2009
Rubrik Feature, Artikelreihe Soul in Afrika auf DVD

Various / Jeffrey Levy-Hinte "Soul Power"

Konzert-Dokumentation – etwas zu viel Dokumentation, etwas zu wenig Konzert
(DVD; Masters Of Cinema)

Im letzten Jahr kam dieser Zusammenschnitt von Originalaufnahmen aus Kinshasa (damals Zaïre, seit 1997 Demokratische Republik Kongo) anlässlich des Musikfestivals "Zaïre '74" in die Kinos, jetzt ist er auf DVD erhältlich. Das Material war Cutter Jeffrey Levy-Hinte bei der Erstellung der Oscar-prämierten Dokumentation "When We Were Kings" (1995) aufgefallen, aber erst zehn Jahre später machte er sich daran, auch dem Konzert, das nicht wie der Boxkampf zwischen Muhammad Ali und George Foreman verschoben werden konnte, Tribut zu erweisen.
Handelt es sich um einen Konzertfilm? Nein, dazu gibt es zu wenig Musik. Auch im Booklet gibt Levy-Hinte zu, dass die Mischung aus Eindrücken rund um das Konzert und dessen Vorbereitung das Publikum teilweise irritiert. Außer einem Vor- und Abspanntext sind es ungefilterte Bilder und Töne, die hier erklingen. Mag sein, dass auch Lizenzkosten den Einschluss von noch mehr Musik unmöglich machten, andererseits deutet der Regisseur an, dass er das ganze Konzert auch noch verfügbar machen möchte.
Was bleibt für den Musikfreund? Zuallererst, noch im Vorspann, ein typischen Call and Response von James Brown mit Band, bevor die ersten Bilder dann den Godfather of Soul in Top-Form mit "Soul Power" zeigen. Nach zweieinhalb Minuten ist es aber leider schon vorbei. Nach einer guten halben Stunde mit Eindrücken rund um die Vorgeschichte sehen wir The Spinners mit "One Of A Kind (Love Affair)" vor dem überwiegend afrikanischen Publikum, denn die ursprünglich ebenfalls erwarteten Touristen blieben wegen des verschobenen Boxkampfs aus. Darauf folgt die afrikanische Band OK Jazz mit "Simba Nkoni" und einer Tänzerin, deren Bewegungen keinen Zweifel am Text lassen, manchmal merkt man mehr als deutlich, wie die Kameraleute Aufnahmen unterhalb der Taille vermeiden. Aber auch hier ist nach einem Stück Schluss. Ähnlich, vermischt mit Backstage-Eindrücken, kommen von den bekannteren Künstlern noch Bill Withers, Miriam Makeba (die sich für das Publikum verständlich auf französisch ankündigt), B.B. King (er fand den Auftritt 'teilweise gelungen'), The Crusaders, Celia Cruz & The Fania All Stars, Big Black, Orchestre L'Afrisa International jeweils mit einem Song vor. Nach 80 Minuten dann James Brown, zugegebener Maßen in Hochform, aber mit "Payback", "Cold Sweat" und "Say It Loud (I'm Black And I'm Proud)" (im Abspann) dann doch etwas knapp. Bei den Extras gibt es dann noch "Try Me" und Songs von Sister Sledge oder den Pointer Sisters.
Also kein Konzertfilm, was bleibt dann? Ãœberraschend ähnlich zu "Soul To Soul", dem Konzertfilm aus Ghana (1971), bleibt der Kontrast zwischen den US-amerikanischen Profi-Entertainern auf dem Höhepunkt ihres Schaffens (samt einer computerfreien Live-Musik-Kultur) und den irgendwie ganz anders gepolten afrikanischen Zuschauern und -hörern mir als erstes im Gedächtnis. Auch die Aussagen einiger Mitwirkender in Interviews lassen eine gewisse Ratlosigkeit trotz aller 'back to the roots'-Symbolik durchscheinen. Sicher war dieses dreitägige Event für alle Beteiligten beeindruckend und ein wenig davon bekommt man auch hier mit. Aber die Einordnung in den historischen Rahmen sollte man nicht vergessen: Ein Event mit Genehmigung eines Diktators auf einem von Großereignissen systematisch gemiedenen Kontinent, von dem sich ausländische Investoren einen Gewinn versprachen (was nicht eingetreten ist). Es bleibt ein grandioses Zeitdokument, das in erster Linie Auskunft gibt über die Shows der auftretenden Künstler. Und davon hätten wir – weil sehr beeindruckend und gut fotografiert – gerne mehr gehabt! [mmh: @@]


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


Permalink: http://schallplattenmann.de/a118559


(cc) 1996-2016 Einige Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist unter einem Creative Commons Namensnennung-NichtKommerziell-KeineBearbeitung Lizenzvertrag lizenziert. Um die Lizenz anzusehen, gehen Sie bitte zu http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/de/.

http://schallplattenmann.de/artikel.html
Sprung zum Beginn der Seite