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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #622 vom 23.03.2009
Rubrik Feature

Interview mit John Lee Hooker Jr.

John Lee Hooker Jr. (*1952) ist der Sohn des Blues-Musikers John Lee Hooker (1917-2001) und vom 19.3. bis 4.4.2009 in Europa auf Tournee, hauptsächlich in Deutschland.

Peter Gruner: Erinnern sie sich an den Punkt in ihrem Leben, an dem sie sich entschieden haben, ein Bluesmann zu werden?

John Lee Hooker, Jr.: Ja, ich erinnere mich, wie ich meinen Dad hinter einem Vorhang oder durch eine Tür beobachtet habe. Bei einem seiner Konzerte hat er Baby gesittet, musste sich um mich kümmern, aber ich musste hinten bleiben. Er war auf der Bühne und ich war neugierig und ich schaute durch die Tür und sah wie er alle Leute glücklich machte, wie er sie zum Lächeln und Tanzen brachte. Und ich sagte mir: Wenn ich groß bin, will ich das auch machen.

Wie alt waren sie damals?

John Lee Hooker, Jr.: Ich war fünf oder sechs und ich sang ein paar Songs im Radio mit ihm. Saß auf seinem Schoß und sang in ein Mikrofon und wollte einfach wie er sein.

Sie haben gerade ihr drittes Album veröffentlicht, obwohl sie bereits Mitte 50 sind. Was haben Sie davor gemacht?

John Lee Hooker, Jr.: Ich denke sie kennen die Antwort, oder?

Nun, nicht sehr genau...

John Lee Hooker, Jr.: Nun, ich machte Gelegenheitsjobs und bekam Schwierigkeiten mit Drogen. Das hielt mich sehr lange am Boden. Aber jetzt bin ich nicht mehr drogenabhängig – und vor Kurzem habe ich einen Grammy bekommen!

Der Albumtitel "All Odds Against Me" ist also durchaus biografisch zu verstehen?

John Lee Hooker, Jr.: Klar. Wenn man auf Drogen ist, glaubt niemand, dass man noch jemals Erfolg haben kann. Kann man auch nicht. Solange du drogenabhängig bist, kannst du nie Erfolg haben. Und von Drogen kommt kommt man sehr schwer wieder los. Also sprach alles gegen mich, dass ich jemals wieder davon loskommen würde. Alles sprach dafür, dass ich an einer Überdosis sterben würde. Aber jetzt bin ich das zweite Mal für einen Grammy nominiert worden. Deswegen heißt das Album "All Odds Against Me".

Eine Phrase, die auch zu Barack Obama passt, mit dem sie im Video zu "People Want A Change" [siehe Link] als animierte Comic-Figuren einen Protestmarsch auf das Weiße Haus anführen...

John Lee Hooker, Jr.: Ja, stimmt.

Welchen Einfluss wird die neue politische Situation mit dem ersten schwarzen Präsidenten auf die afroamerikanische Musik haben?

John Lee Hooker, Jr.: Erstmal sind wir ermutigt. Wir haben eine ganz andere Sicht darauf, was Amerika eigentlich ist. Musiker wie ich werden über politische Themen schreiben und darüber wie großartig die Vielfalt dieses Landes ist. Wir sind sehr froh über das, was jetzt passiert, dass sich die Dinge wenden, dass eine Tür aufgeschlossen wurde, durch die alle Menschen gehen können und gleich behandelt werden. Wir haben einfach viel mehr Material, über das wir schreiben können.

Ihre Musik klingt ja sehr verschieden von der ihres Vater...

John Lee Hooker, Jr.: Ich denke das muss sie, oder? Ich muss etwas anderes machen als mein Vater, da ich eine andere Person bin.

War das eine bewusste Entscheidung, den traditionellen Stil zu verlassen?

John Lee Hooker, Jr.: (lacht) Nein, das kam ganz natürlich.

Ihr Blues beinhaltet eine Vielfalt verschiedener Stile wie Jazz, Soul, Funk oder Pop...

John Lee Hooker, Jr.: Sehen sie, ich schreibe über bestimmte Themen, über gegenwärtige Ereignisse, darüber wie Menschen ungerecht behandelt werden, über die globale Erwärmung, über unterschiedliche Nationalitäten. Es ist nicht leicht, der Gesellschaft so etwas anzubieten, aber die Tür steht jetzt offen dafür. Wir spielen eine vielfältige Musik und werden das auch weiterhin machen. Wir versuchen, dem Blues ein neues Gesicht zu geben. Das [die neuen Hooker-Jr.-Videos] ist die erste Blues-Animation überhaupt!

Was ist – bei all der stilistischen Vielfalt ihrer Musik – die Essenz des Blues?

John Lee Hooker, Jr.: Wissen sie, wenn man eine Blues-Stimme hat und eine Blues-Gitarre , dann ist das wie Salz. Man kann das Salz im Essen immer schmecken. Manchmal kocht man ohne Salz, aber in dieser Musik, die man Jazz nennt, schmeckt man den Blues immer. Wenn ich also einen großen Topf Jazz koche und etwas Salz – also den Blues – hineinstreue, dann können sie in meinem Jazz und Funk immer den Blues hören und fühlen.

Manche ihrer Songs, wie "Dear John", haben einen sehr sarkastischen Humor. Woher haben sie den?

John Lee Hooker, Jr.: Mein Dad war ein lustiger Mann, ein richtiger Komödiant, ich habe diese Art von Humor von ihm. In dem Song geht es um einen Mann, der ins Gefängnis muss, aber ich habe diese sehr schlimme Situation in etwas Komisches verwandelt.

Viele Menschen denken bei ihrem Namen wohl als erstes an ihren Vater und erwarten womöglich, dass sie etwas Ähnliches machen. Stört sie das?

John Lee Hooker, Jr.: Nun, ich habe nie die Erwartungen des Publikums bedient, aber ich kann mir vorstellen, dass sie neugierig sind. Aber nach fünf oder sechs Tourneen in Europa denke ich, dass die Leute wissen, dass ich nicht mein Vater bin. [pg]


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