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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #616 vom 09.02.2009
Rubrik Frisch aus den Archiven

Coco Schumann "Rex Casino"

Jazz – Live-Aufnahmen des Swing-Gitarristen aus der Nachkriegszeit (1955)
(CD+DVD; Trikont)

Coco Schumann wurde weit über musikinteressierte Kreise hinaus bekannt, als in den 1990er-Jahren seine Lebensgeschichte veröffentlicht wurde. Bis dahin hatte er geheimgehalten, dass er einer der 'Ghettoswinger' war: die Gruppe von Musikern im Konzentrationslager Theresienstadt, denen es auch erlaubt war sogenannte entartete Musik – Jazz – zu spielen. Die Machthaber demonstrierten damit öffentlichkeitswirksam die vermeintlich gute Behandlung der jüdischen Inhaftierten.
Durch diese dramatische Lebensgeschichte tritt seine augenscheinlich unauffällige Arbeit als Musiker in den Hintergrund. Bereits in den 1930er-Jahren vom Swing begeistert, spielte er bis zu seiner Verhaftung 1943 in Berliner Clubs. Nach dem Krieg fand er rasch wieder Anschluss an die Musikszene. Er spielte mit dem Jazz-Geiger Helmut Zacharias und entwickelte sich immer mehr zum Unterhaltungsmusiker – bis hin zu langjährigen Engagements auf Kreuzfahrtschiffen. Erst in den 90er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts, im Alter von rund 70 Jahren, vollzog er mit seinem Coco Schumann Quartett die Kehrtwende von der Kommerz-Musik zurück zum Jazz.
Aus Anlass seines 85. Geburtstags im Mai 2009 sind nun frühe Aufnahmen erschienen – eingespielt 1955 im Rex Casino. In diesem – wie Schumann es nennt – »Unterhaltungsladen« für in Berlin stationierte Amerikaner spielte er Standards im Barmusik-Stil: "Stardust" und "Tuxedo Junction" etwa, aber auch deutsche Schlager wie "Ich küsse ihre Hand, Madame". Das Quintett spielte im Barmusik-Stil. Coco Schumann agiert gewohnt eloquent und geschmeidig, stellt keine technisch-furiosen Fertigkeiten zur Schau, sondern swingt lässig, entspannt und melodiös.
Coco Schumann hat das Konzert selbst auf seinem Tonband mitgeschnitten. Dass die Aufnahmen technisch nicht perfekt sind, gehört zur Authentizität und stört keineswegs. Diese acht Stücke werden von weiteren Einspielungen ergänzt, zu denen der Verlag leider keine genaueren Angaben liefert.
Ergänzt wird die CD mit durchaus amüsanten, aber verzichtbaren Super-8-Filmen, die Coco Schumann im Berlin der Nachkriegszeit und während seiner Engagements auf Kreuzfahrtschiffen gedreht hat. [noi: @@@]


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


Permalink: http://schallplattenmann.de/a117750


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