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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #612 vom 12.01.2009
Rubrik Feature

Howe Gelb in Hamburg (Foto: Helge Buttkereit)

Giant Sand, Uebel & Gefährlich, Hamburg, 7.12.2008

Alles eine Frage der Coolness

Der Mann ist einfach cool. Vermutlich muss man auch so cool sein, wenn man aus Tucson, Arizona, kommt. Schließlich liegt Tucson in der Wüste, es kann bis zu 45 Grad heiß werden und kalt ist es für die Einheimischen quasi bei 20 Grad. Plus, versteht sich. Klar, dass man sich da ein wenig Coolness aneignen sollte. Ein wenig?
Howe Gelb ist so cool, dass er fast ein wenig unterkühlt daher kommt. Oder verschmitzt. Vielleicht ist diese eigentümlich unnahbare Attitüde, die der Giant-Sand-Frontmann bei seinem hervorragenden Konzert über den Dächern von Hamburg im Uebel & Gefährlich an den Tag legte, auch einfach nur gut gespielt. Oder es ist gar selbstgefällig, wie andere Rezensenten meinen. So ganz durchsichtig ist er nicht, dieser Howe Gelb, dessen Stimmung mal wieder nach Giant Sand verlangte und der so mit seiner dänischen Band zum Abrocken vorbei schaute.
Und nichts anderes taten die vier auf der Bühne dann auch. Der gut gefüllte Club im Bunker am Hamburger Heiligengeistfeld bekam Wüstenrock in Reinkultur. Wüstenrock, den keiner so spielt wie Gelb. Dreckig, nach vorne treibend, voller Tiefe und Finsternis, aber dennoch nie resignativ, immer klingt Optimismus durch, denn die vielen Effekte machen die Musik verspielt. Vielleicht hilft gegen die Depression in der Musik auch Dänemark, wo Gelb mittlerweile an der Ostseeküste mit seiner Frau den Kontrast zur heißen Wüste lebt.
Howe Gelb ist das Original, alle anderen sind Nachahmer, oder vielleicht besser Nachfolger in seinem Geiste. Denn Bands wie Calexico, einst aus Giant Sand entstanden, sind ja nun auch nicht schlecht. Bei Gelb & Co. macht es nichts, dass von einer richtigen Band kaum mehr die Rede sein kann. Immer steht der Meister im Mittelpunkt, er gibt Ton und Songs an, und wenn er ruft, kommen Sarah Blasko und Lonna Kelley sofort auf die Bühne. Zuvor hatten sie neben Gelbs Backing-Band mehr oder weniger gut das Vorprogramm bestritten. Ihr Background-Gesang tut der sonoren und unverwechselbaren Stimme Gelbs gut. Grandios dabei die immer etwas verschüchtert wirkende Kelley bei "Without A Word". Wunderbar auch das verzerrt-rockige "Stranded Pearl". Und auch die anderen, alte und neue Stücke, laden ein zum Mitgehen und zum Tanzen.
Nur das Publikum scheint alle Lästereien bestätigen zu wollen. Giant Sand sei Musik für gesetzte Herren, habe keine Fans unter 35, heißt es. Naja, fast nicht. Und vor allem die Älteren schneiden sich eine Scheibe beim Chef des Abends ab und bleiben cool. Zu cool. Sonst hätten sie Gelb nach ein wenig Country im Fransenjacket und einem folkigen Absacker nicht abgehen lassen. Schade eigentlich. Solch einem Könner folgt man doch gerne länger als 100 Minuten.
Giant Sand spielen noch einmal zwei Konzerte in Deutschland: 3.2.2009 Frankfurt, 4.2. Schorndorf. Unbedingt hingehen!
PS: Siehe Link für weitere Fotos. [hb]


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