Hinweis: Ihr Browser unterstützt nicht alle grundlegenden Web-Standards, und deshalb sehen Sie diesen Hinweis und das Layout nur in Auszügen. Bitte verwenden Sie einen aktuelleren Browser.

Keine Anzeige
LogoSeit 1996: Aktuell und unabhängig!

[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #607 vom 17.11.2008
Rubrik Neu erschienen

Kai Degenhardt "Weiter draußen"

Liedermacher – ganz der Vater
(CD; Plattenbau)

Bei diesem Vater ist es ein Privileg, wenn man in seine Fußstapfen treten darf. Und es ist keine Frage, Kai Degenhardt hat von seinem Vater Franz-Josef viel gelernt. Wie er ist er Anwalt und Liedermacher, wie er steht er eindeutig links. Und wie er macht er gute Musik. Und das ist das wichtigste, zumindest wenn es um die neue CD des Hamburger Liedermachers mit dem berühmten Nachnamen geht. Denn die ist gut, seine beste bis heute und das hat Gründe.
Kai Degenhardt hat sich hörbar damit abgefunden, dass er seine Musik nur im Geiste seines Vaters machen kann. Sie ist hoch politisch, mit modernen Elementen angereichert ohne je davon überfrachtet zu sein. Und die Texte sind mehr als brauchbar. Die 18 Lieder – die Hälfte längere Stücke, die andere kleinere Miniaturen – liefern so tiefsinnige wie treffende Beschreibungen von Alltag und Politik hierzulande, wie man es in der Musikwelt viel zu selten hört. Da steht "Wir gehen rein" als Antikriegslied der Hindukusch-Krieger neben dem "Fallmanagers Lamento" aus der Arbeitsagentur. Wie sein Vater singt auch Kai Degenhardt über die Menschen am Rande der Gesellschaft, die Käuze und 'Schmuddelkinder', vor allem aber über die, die es nur scheinbar geschafft haben, scheinbar angekommen sind, und dabei vergessen zu leben und dass Geld und beruflicher Erfolg nicht alles sind. Fast logisch, dass das überzeichnete Selbstporträt "Platzverweis" mit einer Flucht nach Spanien endet. Klar auch, dass der Sänger da nicht viel erwartet. Ein wenig Resignation ist hier wie in vielen der anderen Titel nicht zu überhören. Denn dort, wo ein Mann wie Kai Degenhardt sicher zu Recht Hoffnung haben könnte – wenn er von Evo Morales und Hugo Chávez, den Präsidenten Boliviens und Venezuelas, spricht – flüstert er. Gibt es denn wirklich keinen Ausweg? Wenn es mehr Leute wie Kai Degenhardt gäbe, dann sicher. Sie müssten aber auch dran glauben. [hb: @@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


Permalink: http://schallplattenmann.de/a117495


(cc) 1996-2016 Einige Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist unter einem Creative Commons Namensnennung-NichtKommerziell-KeineBearbeitung Lizenzvertrag lizenziert. Um die Lizenz anzusehen, gehen Sie bitte zu http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/de/.

http://schallplattenmann.de/artikel.html
Sprung zum Beginn der Seite