Hinweis: Ihr Browser unterstützt nicht alle grundlegenden Web-Standards, und deshalb sehen Sie diesen Hinweis und das Layout nur in Auszügen. Bitte verwenden Sie einen aktuelleren Browser.

Keine Anzeige
LogoSeit 1996: Aktuell und unabhängig!

[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #622 vom 23.03.2009
Rubrik Texte - lesen oder hören

Homer / Klaus Buhlert "Ilias"

H̦rspiel РDas knallt! Manfred Zapatka ist Homer!
(21CD; Hörverlag)

Der homo sapiens sapiens, also wir, kann seit rund 150.000 Jahren sprechen. Da wir nunmal wir sind, haben wir uns stets Geschichten vom Kampf, von Krieg und von der Liebe erzählt. Eine dieser frühen, mündlich überlieferten Geschichten aus dem griechischen Raum, die "Ilias", wurde einem Mann namens Homer zugeschrieben, der sie – das Klischee sagt: als blinder, bärtiger Mann – noch selbst mündlich vorgetragen haben soll. Keiner aber weiß hier was Genaues. Irgendwer, das allein ist klar, schrieb die "Ilias" rund 800 v.Chr. auf. Der Beginn der schriftlich überlieferten europäischen Literatur war gemacht. Die "Ilias" ist (wen wundert's?) eine Geschichte vom Kampf, von Krieg, von der Liebe und von den Göttern!
Seit der Hollywood-Verfilmung unter dem übersetzten Titel "Troja" ist die Handlung uns allen präsent:
Die "Ilias" schildert von den zehn Jahren des Krieges um Troja die Geschehnisse an 50 Tagen des letzten Kriegsjahrs. Im Mittelpunkt steht Achilleus, der sich aus dem Kampf zurückzieht, weil der Oberbefehlshaber Agamemnon ihn gekränkt hat. Achilleus macht sich dadurch indirekt schuldig am Tod seines Freundes Patroklos, der vom trojanischen Prinz Hektor erschlagen wird. Achilleus droht am Schmerz zu zerbrechen und fordert einen Zweikampf. Am Ende hilft den Griechen nur der Trick mit dem trojanischen Pferd, um Troja einzunehmen und den Krieg für sich zu entscheiden.
Diese blutrünstige, vom Eingreifen der Götter gespickte Geschichte, hat der Dichter Raoul Schrott frisch übersetzt. Der Hörspiel-Regisseur Klaus Buhlert nahm sich diese "Ilias" vor, wie früher schon die Großprojekte "Moby Dick" von Herman Melville und "Die Serapions-Brüder" von E.T.A. Hoffmann. Buhlert holte sich als Homer den einzigartigen Manfred Zapatka ins Studio. Und was der hier am Mikrophon zaubert, übertrifft alles, was ich mir zuvor vorgestellt hatte. Wie wirkungsvoll es ist, einige Zeilen des altgriechischen Originaltextes zu rezitieren, bevor Manfred Zapatka ins Deutsch wechselt, das verblüfft. Dialoge sind allein durch gewandelten Stimmeinsatz – was für eine Stimme! – und die Positionierung im Stereo-Spektrum packend inszeniert. Und das über die Langstrecke von 21 CDs.
Kurz: Das Trio Schrott, Buhlert und Zapatka vollführt eine Zeitreise mit ihrer Version der "Ilias". Ich höre das erste europäische Epos, als wäre es 1.000 v. Chr. und ich ein privilegierter griechischer Zuhörer, der sich auf dem Kanapee streckt und seinen Rotwein schwenkt. Ein Wunderwerk! [vw: @@@@@]


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


Permalink: http://schallplattenmann.de/a117470


(cc) 1996-2016 Einige Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist unter einem Creative Commons Namensnennung-NichtKommerziell-KeineBearbeitung Lizenzvertrag lizenziert. Um die Lizenz anzusehen, gehen Sie bitte zu http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/de/.

http://schallplattenmann.de/artikel.html
Sprung zum Beginn der Seite