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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #587 vom 16.06.2008
Rubrik Neu erschienen

Franz-Josef Degenhardt "Dreizehnbogen"

Liedermacher im eigenen Genre
(CD; Koch)

Er ist alt geworden. Und krank. Aber Franz-Josef Degenhardt stört das kaum. Zumindest seine Produktivität leidet nicht unter den Gebrechen des Alters. So hat der Liedermacher, der vor den Toren Hamburgs in Quickborn lebt, gerade einmal anderthalb Jahre nach "Dämmerung", seinem 45. Album, bereits das nächste eingespielt. Zehn neue Lieder hat der mittlerweile 76-Jährige auf "Dreizehnbogen" zusammengefasst und natürlich stehen sie in der Degenhardt-Tradition, die mittlerweile quasi zum eigenen Genre geworden ist.
Seit Anfang der 1960er Jahre macht der promovierte Anwalt Degenhardt Musik und schon auf seiner dritten LP lieferte er die Hymne auf die merkwürdig-sympathischen Gestalten der Unterstadt ab, die fortan zu seinem Markenzeichen werden sollte. »Spiel nicht mit den Schmuddelkindern, sing nicht ihre Lieder, geh doch in die Oberstadt, mach's wie deine Brüder«, sang Degenhardt 1965. Sein eigener Weg führte ihn in die 68er-Bewegung, deren wichtigster Liedermacher er wurde. Er selbst blieb seinen politischen Positionen treu, weshalb er 1971 aus der SPD ausgeschlossen wurde. Er hatte zur Wahl der DKP aufgerufen, der er 1978 beitrat.
Degenhardts Werk war und ist zwar von seiner kommunistischen Grundhaltung beeinflusst, wirkt aber dabei nicht aufgesetzt. Neben seinen Liedern schrieb er auch Romane – oft mit autobiografischen Zügen wie "Der Liedermacher" – und bis heute erzählt er "Von damals und von dieser Zeit", wie er es einst selbst genannt hat. Es geht um die einfachen Leute und die vielen eigenartigen Typen aus der Unterstadt, mit denen er diesmal im 16 Minuten langen Titelstück die heutige Zeit einzufangen versucht, unterstützt von Slide- und E-Gitarre in einer Art Dub-Reggae. Zwar kommen dadurch modernere Töne ins Werk, aber ansonsten bleibt er sich treu – vor allem wenn er allein zur akustischen Gitarre singt. Degenhardt ärgert sich über den Afghanistan-Krieg ("Krieg ist Krieg") und erzählt vom schrulligen Weltkriegsveteran Onkel Heinz, nimmt sich aber zur Verdeutlichung seiner Kriegsgegnerschaft auch eines Spottlieds von Tucholsky sowie einer Ballade von Theodor Fontane an. Er bleibt in Opposition. Von Altersmilde keine Spur.
(Zuerst erschienen im Flensburger Tageblatt) [hb: @@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


Permalink: http://schallplattenmann.de/a117097


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