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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #586 vom 09.06.2008
Rubrik DVD - Musik sehen

ZZ Top "Live From Texas"

Boogie-Rock & Hardcore-Blues – Cool glasses, rough boys, nationwide oder: American Moving Sidewalk Blues
(DVD, Blue-ray; Eagle Vision)

Die drei Texaner sind seit beinahe 40 Jahren im Geschäft und – mit Ausnahme der Anfangsjahre – das auch richtig gut. Die Band, die mit zwei Gitarren und Schlagzeug einen elektrisierenden, staubtrockenden Hardcore-Blues und Boogie-Rock spielt wie niemand sonst auf der Welt, ist längst auch zum perfekt funktionierenden Entertainment-Vehikel geworden. Nicht unverdient wurden ZZ Top inzwischen auch zur nationalen Institution.
Ihre Eigenaussage von der »Little ol' Band from Texas« erfüllt sich nun auch im Mittelteil, denn Billy Gibbons, Dusty Hill und Frank Beard werden im nächsten Jahr 60. Die Interessen der glorreichen Drei liegen mittlerweile auch auf anderen Gebieten. Als Rentner setzt man andere Prioritäten, worunter allerdings musikalischer Output sowie der Veröffentlichungsryhthmus neuer Alben leidet.
Als letzten gelungenen Wurf von ZZ Top kann man ihr Album "Rhythmeen" (1996) werten, das zwar mit jeder Menge Selbstzitaten nur alte Zeiten einer noch jüngeren Band zelebriert, aber dies mit bewundernswerter Wucht und Lust tut. Nach dem recht peinlichen "XXX" (1999) und dem leidenschafts- und einfallslosen "Mescalero" (2003) herrschte bei den Bärten erstmal große Müdigkeit. Zeit für die eine oder andere Best-Of-Compilation.
Irgendwem ist dann die Idee mit der Live-DVD gekommen, die eine der legendären Shows von ZZ Top als Konzertdokument festhalten sollte. So auch durchgeführt, hätte "Live From Texas" DER Hammer für alle Fans der Band werden können. Leider hat man es vermasselt. Von dem zweistündigen Live-Auftritt in Dallas haben es gerade 80 Minuten auf die DVD geschafft. Der Konzertbeginn und beinahe alle Sprüche und Zwischenansagen von Gibbons & Hill (eigentlich unverzichtbarer Teil eines ZZ Top-Acts) fehlen fast ganz.
Diese aufwändige Scherentechnik erklärt vermutlich auch, weshalb die wunderbare Version von Hendrix' "Foxey Lady" nicht im Konzertablauf, sondern nur im Bonus-Beipack zu finden ist. Überhaupt das knausrige Bonus-Material: Außer ein bisschen inszeniertem Small-Talk von Gibbons, Hill und Beard während eines Pokerspiels, dem kurzen Blick hinter die Kulissen einer ZZ Top-Show, einem seltsamen Outdoor-Foto-Shooting und EINEM Bonus-Track, ist bereits nach einem knappen halben Stündchen Feierabend.
Die perfekte Show selbst ist natürlich ein echtes Ereignis. Die Bärte feiern in ihrer Heimatstadt eine umjubelte Party; in nicht zu großer Halle und mit beeindruckend effektiver Lightshow. Billy Gibbons beweist, dass er sich längst zum erstklassigen Bluesgitarristen entwickelt hat, Dusty Hill drückt traumhafte Basslinien ab und Frank Beard groovt mit der Coolness eines Eisberges.
Dabei reicht ihr Programm von frühen Stücken wie "I'm Bad, I'm Nationwide", "Jesus Just Left Chicago", "Just Got Paid" oder "Cheap Sunglasses" (The Edgar Winter Group brachte das ohne Brillen schon in ihrem "Frankenstein") über Klassiker wie "Tush", "Blue Jean Blues", "Tube Snake Boogie" und "La Grange" (bei John Lee Hooker hieß das noch "Boogie Chillen" und war zahmer) bis zu Hits wie "Gimme All Your Lovin'", "Sharp Dressed Man" und "Legs" (mit plüschigen Gitarren gespielt). Neue Songs sind allerdings Mangelware; die jüngsten sind "Rough Boy" (1985) und "Pin Cushion" (1994). Ein bisschen merkwürdig ist das schon, wenn von den Alben nach 1983 kein weiterer Titel in dieser Show auftaucht.
"Live From Texas" gibt es übrigens auch als Blue Ray Disc; den DVD-Sound wahlweise in dts 5.1, Dolby Digital Stereo und Digital Surround. Der unglückliche Layer-Wechsel (zwei Sekunden vor Ende eines Songs) sollte dem Hersteller zumindest peinlich sein. Wirklich Punktabzug gibt es schon eher für die wenig angenehme Tonaussteuerung, die mir persönlich zu dumpf-dröhnend daherkommt. Den Lautstärkeregler möchte man bei ZZ Top schon auch mal voll aufdrehen können – diese Band ist schließlich kein Kammerorchester. [gw: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


Permalink: http://schallplattenmann.de/a116962


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