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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #586 vom 09.06.2008
Rubrik Tipp der Woche

Al Green "Lay It Down"

Memphis-Soul alter Schule, oder: Wie der Reverend in den Teufel gelang und daraus Love & Happiness machte
(CD, 2LP; Blue Note)

Der Herr hat ihn gegeben, der Herr hat ihn genommen – und der Herr hatte ein Einsehen. Klar, dass man einen wie ihn auch höheren Orts dringend braucht, aber wir hier unten haben das, was Al Green uns (noch) geben kann, viel nötiger. DIE bedeutendste Stimme des Soul (neben Otis Redding) wurde im April 62 Jahre und macht 2008 durch die Veröffentlichung eines neuen Albums mit klassischem Memphis-Soul – nicht nur für alle Soul-Freunde – zu einem guten Musikjahr. Hausapotheken brauchen Platz für eine neue Allzweckwaffe gegen Trübsinn und andere Gefühlskater.
Niemand sonst erreicht diese perfekte Balance zwischen Sweetness und funky wie Reverend Green. Der begnadete Soulman vereint Leidenschaften eines Gospelsängers mit dem Schmelz eines Nachtclub-Crooners, der sich enthusiastisch in die Wonnen des Geistes und die des Fleisches vertieft. Al Greens klassische Songs waren aber nie nur Baby-Making-Music, nie bloßer Schlafzimmer-Sound. »It's you that I want, but it's Him that I need.« Selbstverständlich ist der aktuelle Al Green nicht mehr der von "Let's Stay Together" (1972), "Love And Happiness" (1973) oder "Take Me To The River" (1974). Zeit ist ein Fluss und keine Götterspeise.
Nach "I Can't Stop" (2003) und "Everything's OK" (2005), die zusammen mit der Produzentenlegende Willie Mitchell entstanden waren, gelingt dem neuen Team um James Poyser & Ahmir 'Questlove' Thompson (The Roots) gleich zweierlei: der stilistische Anschluss an den vergoldeten Groove von Greens Siebziger-Jahre-Alben als auch an die treibenden Beats von "Don't Look Back" (1993), jenem von Arthur Baker (Afrika Bambaataa, Bob Dylan u.a.), Andy Cox und David Steele (Fine Young Cannibals) produzierten Werk.
Baker ist es übrigens auch zu verdanken, dass der Reverend sein Tabernakel nach langem Aufenthalt wieder verließ, um mit dem US-Meisterproduzenten zu arbeiten. Ergebnis: Arthur Baker & The Backbeat Disciples, das Album "Merge" (1989) und der Welthit "The Message Is Love".
"Lay It Down" lässt die genannten Produktionen souverän hinter sich und setzt neue Standards im Alterswerk von Al Green. Klar wird hier ein nostalgisches Ritual zelebriert, aber gleichzeitig auch eine präzise Rekonstruktion eines gefühlten, gewollten Zustandes erreicht. Die geglückte Kollaboration zwischen der Soul-Legende Al Green (auch Co-Produzent) und Vetretern des zeitgenössischen R&B erfüllt sämtliche Wünsche: warme Bläsersätze, schmachtende Hammond-B3, gospelgetränkter Chor, gezuckerte Streicher und obendrauf Goldkehle Green. Sugar and coffee, my cup of tea.
In dieser lässig groovenden Abmischung aus Samt und Seide sorgen neben den exzellenten Arrangements von Thompson und Poyser auch die umwerfenden Dap-King Horns (Sharon Jones, Amy Winehouse), Gitarrist Chalmers Alford (Joss Stone), Bassist Adam Blackstone (Jill Scott, DJ Jazzy Jeff) sowie die Gaststimmen von Corinne Bailey Rae ("Take Your Time"), Anthony Hamilton ("You've Got The Love I Need", "Lay It Down") und John Legend ("Stay With Me By The Sea") dafür, dass sich ein ganzer Sommer in Musik verwandelt. »Love is the message and the message is L-O-V-E.« [gw: @@@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


Permalink: http://schallplattenmann.de/a116947


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