Hinweis: Ihr Browser unterstützt nicht alle grundlegenden Web-Standards, und deshalb sehen Sie diesen Hinweis und das Layout nur in Auszügen. Bitte verwenden Sie einen aktuelleren Browser.

Keine Anzeige
LogoSeit 1996: Aktuell und unabhängig!

[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #535 vom 21.05.2007
Rubrik Live - Musik spüren

Hanne Hukkelberg, 17.5.2007, Erlangen, E-Werk

Neulich kommt mein fünfjähriger Sohn vom Kindergarten nach Hause und klopft mit leuchtenden Augen mit seinem kleinen Holzklöppel gegen die Fensterscheibe: »Hör mal Papa, ein Fenster ist auch ein Musikinstrument!« Das Konzert von Hanne Hukkelberg im Erlanger E-Werk hätte ihn bestimmt hellauf begeistert, schließlich bestätigt die junge Norwegerin mit ihrer Band seine These aufs Schönste: Alles ist Musik!
Auf der Bühne: Ein Schlagzeug, eine Schreibmaschine, ein Kinder-Xylophon, ein Spielzeugklavier, eine Tuba, ein Mini-Hackbrett, der Deckel eines Blecheimers, diverse Keyboards, E-Bässe, Gitarren, ein Laptop, eine Steel-Guitar, ein umgedrehtes Damenfahrrad. Dazwischen zwei Frauen und drei Männer, die dieses kuriose Instrumentarium auf magische Weise zum Klingen bringen.
Im locker gefüllten Saal: Verzückte Menschen, die ihren Augen und Ohren nicht trauen. Und was die kleine, schüchterne Frau mit der Pagenfrisur und dem eigenwilligen Outfit mitsamt ihren Freunden da oben aufführt, ist tatsächlich unglaublich: Wie der Urknall eines neuen, noch völlig unbekannten musikalischen Universums reißen diese schillernd schönen Songs alles Dagewesene nieder und setzen es nach ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten wieder neu zusammen. Live wirken die Songs ihres exzellenten zweiten Albums "Rykestrasse 68" (Nettwerk/Soulfood) noch ein ganzes Stück betörender: Hukkelbergs Stimme, glockenhell und doch von brüchig-schöner Abgründigkeit, führt die Melodien auf unvermuteten Abwegen in Bereiche der Seele, deren Existenz man nicht ahnte. Dabei sind diese so intimen wie komplexen Miniatur-Sinfonien aus ungeraden Rhythmen, verschlungenen Harmonien, Alltagsgeräuschen, Folk-Schattierungen und wunderlicher Poesie keineswegs verkopft, sondern so organisch und logisch wie ein Traum. Und das Publikum will nicht aufwachen: Es jubelt nicht, nein, es schreit so begeistert, dass die Musiker ihre Rührung kaum verbergen können. Zur Zugabe transformieren sie den Kinks-Klopfer "All Day And All Of The Night" in ein schlingerndes, auf- und abschwellendes Kleinod, welches trotz aller Raffinesse wirklich rockt. Aber eben nicht auf Testosteron-Basis, sondern nach einem durch und durch weiblichen Prinzip.
Ach ja, das Fahrrad: Das kommt bei zwei Liedern zum Einsatz, indem Hanne einen kleinen Holzklöppel in die rotierenden Speichen hält. Alles ist Musik... [pg]


Permalink: http://schallplattenmann.de/a115878


(cc) 1996-2016 Einige Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist unter einem Creative Commons Namensnennung-NichtKommerziell-KeineBearbeitung Lizenzvertrag lizenziert. Um die Lizenz anzusehen, gehen Sie bitte zu http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/de/.

http://schallplattenmann.de/artikel.html
Sprung zum Beginn der Seite