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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #522 vom 19.02.2007
Rubrik Texte - lesen oder hören

Robert Löhr "Der Schachautomat"

Hörbuch – Burghart Klaußner liest die wahre Geschichte eines erfundenen Androiden
(5CD; Audio-Verlag)

Der Wunsch, menschliches Denken künstlich zu erschaffen, ist nicht erst mit der K.I.-Forschung der 1990er Jahre in die Welt gekommen: E.T.A. Hoffmann schrieb in den 1810er Jahren über Automaten, die wie Menschen wirken, denken und sprechen können. Mary Godwin (später Shelley) erzählt nach einer Diskussion über künstliche Zeugung von Leben am 16.6.1816 die Geschichte eines Wissenschaftlers, der aus menschlichen Einzelteilen ein neues Wesen zusammensetzt: "Frankenstein".
Angeheizt hatten diese Phantasien über Automaten und Androiden Erfinder im Spätbarock. Leute wie der ungarische Hofrat Wolfgang von Kempelen. 1791 präsentierte jener nach zwanzigjähriger Arbeit einen Sprechapparat und begründete damit das Fach der Phonetik.
Berühmt geworden und geblieben ist von Kempelen aber bereits 1769 für seinen 'Schachtürken'. Ein Pseudoautomat, der in seinem Bauch einen kleinwüchsigen Schachexperten barg, der mittels Mechanik die Schachzüge einer Türkenpuppe ausführte. Kaiserin Maria Theresia, Adel und Bürger in ganz Europa fielen auf den Schwindel herein und der 'Schachtürke' wurde die Attraktion des späten 18. Jahrhunderts.
Zuerst als Drehbuch verfasst, arbeitete Robert Löhr (*1973) die Geschichte von Kempelens auf Anraten Wolfgang Ferchls, Chef des Piper Verlags, 2005 in eine satte Romanform um. Im Nu war das Buch in 19 Sprachen verlegt. Nicht zu Unrecht vergleichen Kritiker "Der Schachautomat" mit der Wucht und Filigranität von Süßkinds "Das Parfum" und Robert Schneiders "Schlafes Bruder".
In 325 Minuten liest Burghart Klaußner den Roman. Klaußner wirkte in Kinohits wie "Rossini", "Crazy", "Die fetten Jahre sind vorbei" mit; außerdem mimt er den hinreißenden Chef Dr. Heimeran in der ZDF-Serie "Adelheid und ihre Mörder". Klaußner bringt dialogische Kraft in den saftigen und von spannenden Frauenfiguren bevölkerten Roman und spielt wohldosiert mit dialektalem Witz.
Kurz: Großer Roman, große Unterhaltung. [vw: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


Permalink: http://schallplattenmann.de/a115562


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