Ausgabe #521 vom 12.02.2007
Rubrik Texte - lesen oder hören
E.T.A. Hoffmann / Klaus Buhlert "Die Serapions-Brüder"
Hörspiel – Zwölf geheimnisvolle Erzählungen einer Herrenrunde
(10CD; Hörverlag)
In den "Buddenbrooks" lässt Thomas Mann die Toni in den "Serapions-Brüdern" schmökern. So outet sich ein Fan. Doch wie kam es zu diesem spannenden Wälzer? E.T.A. Hoffmann (1776-1822) nahm das lukrative Angebot seines Verlegers gerne an, einzelne seiner Erzählungen zu einem größeren Werk "Die Serapions-Brüder" zusammenzufassen. Und so entwickelte er eine Rahmenhandlung um zwölf Erzählungen, in der ein Freundeskreis sich wöchentlich trifft. Nach Punsch, Philosophieren, Plauderei, manchmal einem gegröhlten Lied, erzählt jeder eine oder mehrere geheimnisvolle Geschichten. Hier wird in die Psychologie verschrobener Menschen geblickt, der künstliche Mensch zum Thema gemacht, ein Krimi erzählt.
In der Rahmenhandlung haben wir also ein Hörspiel vor uns. Fängt einer an zu erzählen, so fokussiert sich das Hörstück auf eine Lesung. Akustisch verdichtet sind diese Erzählungen durch pointierte, kleine Zwischenspiele.
Da niemand den dicken Band "Die Serapions-Brüder" zuhause haben wird, hier die Liste der Erzählungen:
- "Der Einsiedler Serapion" vorgetragen von Felix von Manteuffel
- "Rat Krespel" (Manfred Zapatka)
- "Der Artushof" (Felix von Manteuffel)
- "Die Bergwerke zu Falun" (Manfred Zapatka)
- "Nussknacker und Mausekönig" (Stefan Wilkening)
- "Eine Spukgeschichte" (Felix von Manteuffel)
- "Die Automate" (Manfred Zapatka)
- "Nachrichten aus dem Leben eines bekannten Mannes" (Stefan Wilkening)
- "Das Fräulein von Scuderi" (Werner Wölbern)
- "Der Baron von B." (Felix von Manteuffel)
- "Signor Formica" (Bernhard Schütz)
- "Die Königsbraut (Herbert Fritsch)
Die Sprecher sind grandios, die beiden Besten haben den größten Erzählanteil: Manfred Zapatka und Felix von Manteuffel. Zweifellos ist "Die Serapions-Brüder" eines der großen Hörspiele, die es in deutscher Sprache gibt. Klaus Buhlert ist der Kopf dahinter: Er verfasste das Manuskript, komponierte die tiefreichende Musik und führte Regie. Selbiges tat er zuvor für eine faszinierende Version von "Moby Dick", auch da waren Felix von Manteuffel und Manfred Zapatka mit an Bord.
Ich bin schon gespannt auf das nächste Projekt dieser Herrenrunde. Wird es Ludwig Tiecks "Phantasus", an dem sich E.T.A. Hoffmann in seinen "Serapions-Brüdern" orientierte? Vielleicht ist das zu nah dran. Dann lieber endlich was von Philip K. Dick? Das wäre was! [vw: @@@@@]
Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
Permalink: http://schallplattenmann.de/a115526
