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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #520 vom 05.02.2007
Rubrik Live - Musik spüren

Max Lässer und das Überlandorchester, 2.2.2007, Altes Kino, Mels (CH)

Während in Afrika ganz selbstverständlich Volksmusik mit der E-Gitarre gespielt wird, macht man hier einen Bogen um die traditionellen Lieder. Entweder wird die Volksmusik 'bewahrt' – dabei wird ignoriert, dass Urheber und Interpreten dieser Musik selbst äußerst flexibel mit ihr umgegangen sind –, oder man verstümmelt sie zur volkstümlichen Musik und schmettert sie in Hofbräuhaus und Musikantenstadl. Die Geschichte der Volksmusik ist eine Geschichte der Unterdrückung.
Aber warum sollte man die Mazurka nicht mit der Strom-, den Walzer nicht mit der Lap-Steel-Gitarre spielen? Wieso nicht zwei Schlagzeuger hinter dem Hackbrett postieren oder mal ein Stück im 5/4-Takt statt immer nur im 3/4- oder 4/4-Takt spielen? Der vielseitige Gitarrist Max Lässer hat zum zweiten Mal sein Überlandorchester zusammengestellt, um die überlieferten Lieder auf neue Art zu interpretieren, sie mit anderen Einflüssen anzureichern und das bestehende, ohnehin schier unerschöpfliche Repertoire mit neuen Liedern fortzuschreiben. Mit dabei sind der virtuose Schwyzerörgelispieler Markus Flückiger, die herausragende Sängerin Corin Curschellas (die auch eigene Stücke beisteuert), der Hackbrett-Spieler Töbi Tobler (der mit seinen Appenzeller Space Schöttl schon in den 1980er Jahren die musikalische Verkrustung der Volksmusik aufgebrochen hat) oder der fulminante Schlagzeuger Peter Keiser (der für Andreas Vollenweider genauso getrommelt hat wie für Nena, Gianna Nannini oder Pippo Pollina).
Der Volksmusikverband würde verbieten, was hier zweieinhalb berauschende Stunden in wechselnder Zusammensetzung geboten wird – immer bezaubernd, originell und meisterhaft. Der Trümpi-Spieler Anton Bruhin setzt seine Maultrommel gleichzeitig als Rhythmus- und Melodieinstrument ein (sein Zwiegespräch mit einem Human Beatboxer wäre ein neuer Höhepunkt) und Töbi Tobler scattet zum Hackbrett, mit dem er auch mal jazzige Zwischenrufe einwirft. Max Lässer lässt zwischen seinen feinen, klaren Melodien auch die akustische Gitarre rocken, während die Finger von Markus Flückiger in atemberaubender Geschwindigkeit über die Knöpfe seiner Harmonika flitzen. Peter Keiser, der zwischendurch wie ein buddhistischer Mönch percussioniert, und Kaspar Rast, der auch bei Nik Bärtsch Schlagzeug spielt, werfen sich die Rhythmen zu und steigern sich zum fulminanten Schaukampf zweier Schlagzeug-Generationen. Und immer wieder kommt Corin Curschellas auf die Bühne, singt und jubiliert.
Max Lässer hat auf der Basis der Schweizer Volksmusik neue, einzigartige Musik geschaffen – Weltmusik im besten Sinn des Wortes. Die Mitglieder des Ãœberlandorchesters gehören zu den besten Schweizer Musikern – mit Verständnis für die Tradition, dem Bewusstsein, dass die Musik mit der Zeit gehen muss und dem Willen, sie einzigartig zu gestalten. Max Lässer und das Ãœberlandorchester sind ein Erlebnis, das jedoch laut Konzertkalender den Schweizer Musikliebhabern und jenen, die in Grenznähe wohnen, vorbehalten bleibt. [noi]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


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