#514 vom 11.12.2006
Rubrik Frisch aus den Archiven
Johann Sebastian Bach / Münchener Bach Chor · Münchener Bach Orchester, Karl Richter "Weihnachtsoratorium BWV 248"
Klassik – Historisch-unkorrekte und wuchtigte Aufnahme (1955)
(3CD; Documents)
Wer einmal nachvollziehen will, wie sehr sich die Bach-Rezeption in den letzten 50 Jahren verändert hat, der kann zu dieser Einspielung des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach (1685-1750) greifen, eingespielt vom damals führenden Bach-Experten Karl Richter und seinem Münchener Bach Orchester: Schleppende Tempi, ein wuchtiges Orchester (natürlich auf modernem Instrumentarium), ein lärmender und mitunter quäkender Chor, Solisten, die ihre Rezitativs mit dramatischen Wagner-Arien verwechseln – hier wurde alles anders gemacht, als wir es heute bei Bach für unabdingbar halten. Doch, oh Wunder, die Aufnahme hat immer noch etwas Festliches, in seiner Ãœppigkeit etwas geradezu Katholisches (sic! Ausgerechnet bei Bach!). Das Weihnachtsoratorium ist freilich unverwüstlich und übersteht alle interpretatorischen Sünden und bombastischen Ausführungen.
Für den Fan ist diese preisgünstige Wiederveröffentlichung sicher eine lohnenswerte Ergänzung (vor allem im historischen Sinne); den Anfänger in Sachen Weihnachtsoratorium verweise ich lieber auf die historisch korrekten Einspielungen von Rilling, Suzuki, Koopman, Harnoncourt & Co. [sal]
<#514: Johann Sebastian Bach / Bach Collegium Japan, Masaaki Suzuki "Weihnachtsoratorium BWV 248"> [sal:Â @@@@@]
Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:
<#611: Klassische Weihnachtsmusik aus acht Jahrhunderten> [sal]
<#611: Johann Sebastian Bach / Fritz Wunderlich · Stuttgarter Hymnus-Knaben · RSO Stuttgart, August Langenbeck "Weihnachtsoratorium BWV 248 I - III"> [sal]
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