#498 vom 21.08.2006
Rubrik Neu erschienen
Kolkhorst "Wir sind größer"
Pop – Ich und Du aus Lüneburg
(CD; Tapete)
Alles fing so gut an: "So lang allein", der Opener der zweiten Solo-CD von Kai-Uwe Kolkhorst, ist ein kluges, ein schönes Stück Pop mit einer überragenden Synthie-Hookline und dem bemerkenswerten Binnen-Schüttelreim "gefangen in Vergangenheit". (Zugegeben: um auch grammatikalisch zu überzeugen, müsste der Song "Zu lang allein" heißen – aber darüber kann man hinweghören.) Auch "Der Mond" mit seinem Falco-haften Gesang hat durchaus seinen Reiz und zeigt die stimmliche Bandbreite, die Kolkhorst seit seinem Debüt "Pizza Amore" entwickelt hat. Leider kommen dann mit "Andere Schwingungen" ebensolche auf: Die Texte werden schluderig, uninspiriert, die Musik haut mehr denn je in NDW-Manier auf den Putz, ohne das zuvor gezeigte Gespür für die Zwischentöne. Und bei "Zeig mir die Stadt" passiert es dann: Ich muss das erste Mal an Rolf Zuckowski denken. Das hat ungefähr die gleiche Wirkung wie beim Essen plötzlich zu bemerken, dass Schaben über den Boden laufen: Man verliert den Appetit. Vielleicht liegt es daran, dass sich Kolkhorst mit "Wir sind größer" textlich hauptsächlich auf das zwischenmenschliche Ich und Du beschränkt? Und Klischees wie "die Hitze der Nacht" bemüht und "aufwachsen" auf "Faxen" reimt? Bitte, bitte, nicht noch einmal. Vielleicht wird ja beim nächsten Mal alles wieder gut. Hoffentlich. [tm: @@]
Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
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