Hinweis: Ihr Browser unterstützt nicht alle grundlegenden Web-Standards, und deshalb sehen Sie diesen Hinweis und das Layout nur in Auszügen. Bitte verwenden Sie einen aktuelleren Browser.

Keine Anzeige
LogoSeit 1996: Aktuell und unabhängig!

[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #489 vom 19.06.2006
Rubrik Texte - lesen oder hören

John Fante "Ich - Arturo Bandini"

H̦rbuch Р"Fante war mein Gott", bekannte Bukowski
(6CD; Kein & Aber)

Die Verfilmung ist schon im Kasten, mit Colin Farrell als Bandini und Salma Hayek als Camilla, denn die Story ist zu verführerisch: Weder Arbeitslosengeld I noch Hartz IV helfen dem jungen Möchtegern-Schriftsteller Arturo Bandini. Denn er hockt in einer billigen Absteige im Los Angeles der 1930er Jahre und bettelt seine Mutter weit weg in Colorado um 10 Dollar an. Er isst Orangen, trinkt Wasser, stiehlt Milch und lebt in Tagträumen vom Entgegennehmen des Literatur-Nobelpreises oder dem eigenen Ende. So tummelt er sich in den Straßen von Los Angeles, macht beiläufige Beobachtungen, trinkt hier einen Kaffee, dort kann er einer hässlichen Prostituierten nicht widerstehen, zahlt aus Unsicherheit das Vierfache des Preises und geht als doppelter Verlierer. Doch dann trifft er auf die armselige Bedienung Camilla. Eine Hassliebe breitet sich in Arturos Leben aus. Die Qualen schreibt er nieder, erste Kurzgeschichten werden tatsächlich veröffentlicht. Am Ende wird einer tot sein.
"Ich - Arturo Bandini" fiebert dem Leser mit einer deftigen Sprache und schamlos-komischen Szenen entgegen. Michael Hansonis liest den einzigartigen Roman auf sechs CDs überzeugend, nach der gebrochenen, facettenreichen Manier eines Christian Brückner. Das perfekte Coverdesign entspricht dem Inhalt.
John Fantes Lebenslauf war tragischer, als er es sich hätte ausmalen können: Der am 8.4.1909 in Colorado geborene John Fante veröffentlichte 23-jährig seine erste Erzählung. 1938 erschien Fantes erster Roman "Warte bis zum Frühling, Bandini" und 1939 "Ich - Arturo Bandini". Ein anhaltender Erfolg aber stellte sich nicht ein. Dennoch las Schriftstellerkollege Charles Bukowski den Roman, ließ sich inspirieren und bekannte sich später zu seinem Vorbild mit dem Satz: "Fante war mein Gott". Der 'Gott' musste derweil aus Geldmangel Drehbücher verfassen; eines wurde 1952 sogar für einen Oscar nominiert. 69-jährig und verarmt erblindete er, die Zuckerkrankheit nahm ihm auch die Beine. Treuer Besucher am Krankenbett war Charles Bukowski. Am 8.5.1983 starb John Fante in Kalifornien.
Weitere Fante-Romane sind jetzt auf deutsch erschienen, allesamt übersetzt vom großartigen Alex Capus. Zeit, John Fante zu entdecken! [vw: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


Permalink: http://schallplattenmann.de/a114674


(cc) 1996-2016 Einige Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist unter einem Creative Commons Namensnennung-NichtKommerziell-KeineBearbeitung Lizenzvertrag lizenziert. Um die Lizenz anzusehen, gehen Sie bitte zu http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/de/.

http://schallplattenmann.de/artikel.html
Sprung zum Beginn der Seite