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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #485 vom 22.05.2006
Rubrik Live - Musik spüren

Howe Gelb & The Voices Of Praise, 9.5.2006, Passionskirche, Berlin

"Ach, hier ist es ja schön. Passionskirche, das ist doch mal eine passende Kulisse für so ein Konzert. Und voll! Viel besser als gestern in Bonn", tuschelt der Herr neben mir seiner Frau/Freundin/Schwester zu, gerade als ich und meine Begleitung es endlich geschafft haben, hinter dem beeindruckenden Mischpult einen Steh-Platz mit kleinem Sichtfenster auf den zur Bühne umfunktionierten Altarraum zu ergattern. "Die ganze Band ist übrigens mit dem Zug unterwegs, hast du so was schon mal gehört? Und Radio Eins schneidet das Konzert heute mit!", hören wir den offenbar gut informierten Nachbarn weiter erzählen. Was immerhin erklärt, warum uns der Türsteher vorhin mit den Worten "hier wird gearbeitet" so überaus rigoros von unserem viel besseren Platz im Eingangsbereich verscheuchte. Doch solcherlei unmutige Gedanken und jegliches Geflüster vergehen schnell, denn nun betritt Howe Gelb mit Band und wahrlich göttlicher Background-Begleitung den Saal. Sein aktuelles Album hat der Giant-Sand-Chef mit Unterstützung der kanadischen Gospel-Formation Voices Of Praise aufgenommen und nur zwei Deutschland-Daten lang gibt es die Möglichkeit diese himmlischen Klänge live zu erleben.
Tatsächlich scheinen die acht Stimmen im Hintergrund Howe nicht nur musikalisch überaus wohl zu tun. Der als mindestens unberechenbar, wenn nicht schwierig verschriene Musiker präsentiert aufgeräumt und bestens gelaunt das komplette Song-Aufgebot von "Sno' Angel Like You". Inklusive ausgiebiger Reminiszenz durch Wort und Musik an die vor neun Jahren verstorbene, verehrte Blues-Größe Rainer Ptacek. So sorgen eine runde Stunde lang tief in Folk und Blues verwurzelte Songs für knarzige Bodenhaftung und acht Gospel-Stimmen für leuchtende Höhenflüge – eine (Verzeihung!) teuflisch gute Kombination, die selbst bei einer Coverversion von "Walk On The Wild Side" funktioniert. Zur letzten Zugabe dürfen die Voices Of Praise dann noch mal richtig loslegen und heben mit stimmgewaltigem "Oh Happy Day" das Berliner Publikum von den Kirchenbänken. Und ich könnte beschwören, dass genau zu diesem Zeitpunkt irgendwo im Saal eine ältere, weniger gut informierte Dame ihrem Mann zuraunt: "Siehst du, Walter, es IST ein Gospelkonzert, ich hab's dir doch gesagt!" [ut]


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