#488 vom 12.06.2006
Rubrik Neu erschienen
Tchi "Stehen stolpern"
Indiepop – Die Hamburg-Connection aus Braunschweig
(CD; Siluh)
In dem für alle piefigen Nester dieser Republik so prototypischen Nest Braunschweig – so heißt es im Infotext zu "Stehen stolpern" – werden die nicht ganz konformen Jugendlichen quasi in die Kreativität gezwungen. So muss es Tchi vor zehn Jahren auch gegangen sein, als die Drei ihre Band gründeten. Seitdem machen sie in der immer gleichen Besetzung Indie-Pop der Schrammelklasse. Nichts, was man nicht schon tausendmal woanders gehört hätte, aber: "Herzblut will fließen" ("Herzblut"), und das tut es bei dieser Band reichlich. Natürlich hat man beim ersten Hören schon die gesamte Hamburg-Connection im Ohr. Tchi klingen aber nicht nur wie Tomte, sondern auch wie Tocotronic, besonders beim unbedingt hörenswerten "Fotoalbum" ("Wenn ich einmal kaputtgehe, möchte ich, dass niemand daran verdient"). Und haben sich auch deren Schlechtwetter-Attitüde schön abgeschaut. Klar, Kapitalismuskritik gehört mittlerweile in jeden guten deutschen Indiepop-Song. Im Universum von Tchi regnet es die meiste Zeit, Menschen leiden unter Isolation und freuen sich über das Lächeln im Gesicht des Anderen, Türen fallen in Schlösser und "es klingt von beiden Seiten gleich". Schade nur, dass die teilweise sehr schönen Texte von Jan Reichelt mit diesem immer gleichen Indie-Gitarren-Genudel übertüncht werden. Ein wenig mehr Variabilität würde Tchi gut stehen. [tm: @@@]
<#421: Tocotronic "Pure Vernunft darf niemals siegen"> [ms:Â @@@@]
<http://www.tchi-musik.de/>
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
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