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[ << | Inhalt ]Ausgabe #479 vom 03.04.2006
Rubrik Feature

Jangle Town: Nikki Sudden (19.7.1956-26.3.2006)

Irgendwie dachte man immer, früher oder später würde es diese Mischung aus Johnny Thunders und Keith Richards erwischen. Und doch habe ich gemeint, wenn er jetzt schon so lange durchgehalten hat... aber denkste.
Nikki Sudden starb am 26.3.2006, einen Tag nach einem Konzert in der New Yorker Knitting Factory in seinem Hotelzimmer. Ähnlich verstarb auch schon sein Bruder Epic Soundtracks, kurz nach einem Konzert im Nürnberger K4, auch in einem Hotelzimmer – Rock'n'Roll!
Nikki Sudden begleitet mich musikalisch schon mein halbes Leben! Anfang der 1980er Jahre las ich eine Plattenkritik in der legendären Musikzeitschrift Sounds über Nikki Suddens "Waiting On Egypt" (1982). Darauf stürmte ich in den nächsten Plattenladen und kaufte die Platte. Sein Folk klang wie ein verrosteter Schrotthaufen. Es war diese Mischung, die mich völlig umpfiff: schräge Punkriffs mit akustischen Folksongs, dazu diese markante, einmalige Unstimme, die völlig vereiert daherkam. Davor hatte Sudden mit seinem Bruder in der Punk-Band Swell Maps gespielt, die mittlerweile absoluten Kultstatus genießt. Thurston Moore (Sonic Youth) wiederveröffentlichte vor einigen Jahren ihren kompletten Backkatalog auf seinem Label.
Auf Nikki Suddens zweiter LP "The Bible Belt" (1983) war dann schon Dave Kusworth dabei, ein absoluter Seelenverwandter. Sie entdeckten ihre gemeinsame Liebe zum Barock, zu Neo-Hippie- und Mittelalterkram, gepaart mit Rotwein und Mädels, denen sie ständig hinterhersangen. Diese Mischung aus Roses, Wine, Castles und Girls fand ihren Höhepunkt in dem gemeinsamen Projekt "Jacobites", das 1984 erschien. Noch bevor MTV die Unplugged-Welle lostrat, waren es die Jacobites schon viele Jahre zuvor. Über sie entdeckte ich beispielsweise erst Bob Dylan!
Ich kann mich noch ganz genau erinnern, als ich die Jacobites zum ersten Mal live sah: Völlig ungewöhnlich, in der Stadthalle in Forchheim auf einem Schülerfestival des Bayerischen Rundfunks, wo sie nachmittags um 17h spielten! Als wir damals dort ankamen, waren wir völlig entgeistert: Eine Halle voller Kinder mit ihren Eltern, mittendrin standen diese Mittelalterhippies mit ihren hochtoupierten Haaren, bunten Tüchern und bleich geschminkten Gesichtern. Und jeder hatte eine Flasche Rotwein in der Hand – das muss ca. 1986/87 gewesen sein.
Nikki Sudden veröffentlichte unzählige Platten auf diversen Labels, von denen Glitterhouse und Secretly Canadian sicherlich die bekanntesten sind. Er trat einfach überall auf, wo es eine Bühne gab. In Nürnberg spielte er ca. 20...30 mal. Seine letzten beiden Konzerte in Nürnberg habe ich im Zentralcafe des K4 selbst veranstaltet. Beim ersten, ca. drei Jahre her, sagte mir die Agentur, ich solle ihnen nicht gleich Alkohol in den Backstage-Bereich stellen. Als sie nachmittags ankamen, klapperten ihre Sakkos. Dann zogen sie einen kleinen Jägermeister nach dem anderen raus und gaben sich die Kante! Kurz darauf bat Nikki Sudden um ein Glas Rotwein und als ich es ihm einschenkte, sagte er: "Great, lass die Bottle gleich da".
Die Konzerte waren klasse – Rock'n'Roll! Danke für: "Jangle Town", "Johnny Smiled Slowly", "I'd Much Rather Be With The Boys", "Chelsea Embankment", "Channel Steamer", "Hurt Me More", "Big Store"... [ba]


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