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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #446 vom 25.07.2005
Rubrik Live - Musik spüren

Sigur Rós, 19.7.2005, Jahrhunderthalle, Frankfurt

Die Isländer rocken selten und an wenigen Orten – von den Stühlen der Frankfurter Jahrhunderthalle konnte man ihnen bequem bei der Arbeit zusehen

Sie haben nicht den Elfenwald mitgebracht, keine Gnome, Trolle und auch keine Feen. Dabei können gerade die oft die Stille betonende Musik und der entrückte Falsettgesang von Sigur Rós als ideales Beispiel für den Geisterglauben der Isländer gelten. Stattdessen haben Sigur Rós eine halluzinogene Multimediashow geboten, die in Verbindung mit der Musik durchaus unter das Betäubungsmittelgesetz fallen könnte. Ihre elegischen, oft ausufernden Songs haben Sigur Rós mit einem kunstvollen Bilderrauschen unterlegt: reduzierte, oft nur leicht verfremdete oder überlagerte Bilder, deren Sujets nicht immer deutlich werden. Während selbst bei großen Rockbands die Multimediashow nicht mehr ist als flimmerige Bebilderung, schaffen Sigur Rós die kunstvolle Vereinigung.
Das Konzert hätte also durchweg großartig sein können. Doch der oft unausgewogene Klang zerstörte so manche ruhige Passage, und immer wieder wurde die Elegie zur Monotonie. Doch Sigur Rós haben sich immer wieder berappelt, haben sich zu bombastisch-kakophonischen Höhen aufgeschwungen und kontrastreich Stille und Langsamkeit ausgekostet. Wenn das mitgebrachte Streichquartett Amina nicht von ihren Lärmorgien zugekleistert wurde, setzten dessen beinahe disharmonische Arrangements willkommene Akzente.
Selbst wenn Sigur Rós die Transformation des Materials in eine durchweg packende Live-Show nicht hundertprozentig gelang, auch manchen Übergängen mangelte es an Zartheit und Poesie, zeigen sie eindrücklich, wie man mit verhältnismäßig wenigen Mitteln packende neue Klangwelten generiert. Und vielleicht wird schon das nächste Konzert vom ersten bis zum letzten Ton ein magisches Erlebnis. [ms]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


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