#444 vom 11.07.2005
Rubrik Tipp der Woche
Doug Wamble "Bluestate"
Packender Gospel-Blues-Jazz eines großen Individualisten
(CD; Marsalis)
Musiker wie Doug Wamble sind rar geworden. Leute, für die man ein eigenes Sub-Genre eröffnen müsste, da ihr Individualismus jede Kategorisierung hinfällig macht. Trotzdem ein Versuch: Wamble ist Gitarrist, Sänger und Songwriter, hat seine Wurzeln hörbar in Gospel, Blues und Country, arbeitet aber mit den Mitteln des Jazz. Was dabei herauskommt, gehört zum Beseeltesten, das zeitgenössischer Jazz zu bieten hat.
Sein zweites Album unter eigenem Namen ist ein großer Wurf. Schon der Opener "If I Live To See The Day", inhaltlich ein Hadern mit den gegenwärtigen politischen Zuständen in den USA, setzt sich zwischen alle Stühle: tief empfundener, am Gospel geschulter Gesang; ein vertrackter, aber extrem treibender Groove; Soli, die von einem unbedingten inneren Ausdruckswillen zeugen und auf jegliche Phrasen verzichten. Peter Gabriels "Washing Of The Water" ist eine schwebende Meditation, "The Homewrecker Hump" und "Antoine's Pillow Rock" gewitzte Instrumentals, "Rockin' Jerusalem" eine Gospel-Messe mit einem entfesselten Branford Marsalis am Saxophon. Die Band – neben Wamble sind das Roy Dunlap (p), Jeff Hanley (b) und Peter Miles (dr) – spielt traumwandlerisch wie ein einziger Organismus.
Kein leichter Stoff mitunter, aber durchgehend hörenswert. [pg: @@@@]
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
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