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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #441 vom 20.06.2005
Rubrik Tipp der Woche

Vic Chesnutt "Ghetto Bells"

Singer/Songwriter – Wie ein vertontes Roadmovie durch ein Drama von Tennessee Williams
(CD, LP; New West/Blue Rose)

"This song, I'm gonna sing in the voice of a very famous American. Robert E. Lee. He Was An Idiot!"
So kündigt Vic Chesnutt "Virginia", den Opener seines neuen Werkes bei Konzerten an. Auf CD lässt Van Dyke Parks dazu die Streicher auffahren, schwül flirren die Gitarren und eine zarte Frauenstimme fügt sich geschmeidig zum wehmütigen Klagen des Songwriters.
"Yes Virginia, I love you, I love you, enough to die."
Wann hat ein Chesnutt-Album zuletzt so furios begonnen? Und das Beste daran: Die nachfolgende Songkollektion hält all die Versprechungen, die diese gloriose Eröffnung verheißt! Denn nach den eher unbefriedigenden Stil-Wirrungen der letzten Jahre läuft der kleine Mann aus Athens mit "Ghetto Bells" wieder zu großer Form auf. Mit Bill Frisell an den Saiten, Parks an Klavier, Orgel und Akkordeon, dazu Don Heffington für das Schlagwerk und dem Jazz-Bassisten Dominic Genova hat Chesnutt auch eine Traumbesetzung beisammen, die seinen verschrobenen Melodien – wie Chesnutt es nennt – "Harmonic Sophistication" verleiht. Sanft federn sie die Verzweiflung der Vorlagen ab und führen die Kompositionen schon mal über die Grenzen des Bekannten hinaus. Balladengroßtaten wie "Forthright", "Vesuvius" oder "Rambunctious Cloud" scheinen so weiträumig vobeizuschweben. Ein andermal geht es erdiger zu: Da dröhnen düster die Gitarren und unheilvoll erklingt das Schifferklavier, Chesnutt greint dazu wie ein Geisterbeschwörer im Chor mit sich selbst. Irgendwo las ich etwas von Southern Gothic...
Lyrisch ist Vic Chesnutt wie immer groß, wenn er seine schrägen Geschichten über Südstaatenmief und Außenseitertum mit poetischen Metaphern und Aphorismen auskleidet oder Begriffe verwendet, die selbst so manchem US-Amerikaner fremd sein dürften.
Für das Coverfoto hat Chesnutt seinen Rollstuhl verlassen und steht scheinbar locker an ein Wohnmobil gelehnt – wahrscheinlich war er sich schon dort der Größe dieses Albums bewußt... [bm: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


Permalink: http://schallplattenmann.de/a113378


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