#432 vom 18.04.2005
Rubrik Neu erschienen
M.I.A. "Arular"
HipHop-Grime-Garage – Hier ist sie also, die massenkompatible Untergrundschlampe, die eierlegende Wollmilchsau, auf die das Business schon händeringend wartet
(CD, LP; XL)
Was ist das denn? HipHop? Grime? Garage? Weltmusik gar? Sie lassen sich schlecht in eine Schublade stecken, die Eindrücke, die Maya Arulpragasam aka M.I.A. auf ihrem ersten Album ungebremst in unsere Gehörgänge jagt. Kein Wunder, denn M.I.A.s Lebenslauf ist von Brüchen und der Begegnung mit Gewalt geprägt: geboren im Londoner East-End, aufgewachsen in Sri Lanka in der Familie eines Mitglieds der militanten Tamilengruppe EROS, als Flüchtling wieder in UK gelandet, in einer rassistischen Umgebung aufgewachsen. Eine behütete Jugend sieht sicherlich anders aus.
Dementsprechend spart die junge Kunststudentin, deren erste Ausstellung bereits für den alternativen Turner-Preis nominiert war, in ihren Texten nicht mit unangenehmen Wahrheiten, denn anders als viele ihrer sogenannten Kollegen hat sie ja schließlich was zu sagen. Der Titel geht auf die politische Vergangenheit ihres Vaters zurück, aber auch die gegenwärtige Realität im globalisierten Europa wird reichlich behandelt. Mit der Energie einer Missy Elliott, der Wut der frühen Public Enemy und einem Flow, der Dizzee Rascal alt aussehen lässt, tanzt, wühlt und rappt sich M.I.A. durch 13 Songs. Viele werden sich mit ihr identifizieren können: Straßenproletarier, heimatlos gewordene Punks, die VIVA-Generation auf ihren Designer-Sofas, Migrantenkinder, Ex-Public-Enemies, Weltmusik-Ökos mit offenen Ohren, Feministinnen, Frauenhäuserbetreiberinnen, Modemacher, mittelalte desillusionierte Journalisten und Anti-Amerikaner. Hier ist sie also, die massenkompatible Untergrundschlampe, die eierlegende Wollmilchsau, auf die das Business schon händeringend wartet.
Es sei M.I.A. gegönnt, dass ihr demnächst alle in den Allerwertesten kriechen wollen werden. Während sie also von Termin zu Termin rennen und Auskunft geben wird, wie sie die Welt retten will, hören wir derweil "Arular" auf Endlosschleife, tanzen dazu mit bunten Klamotten im Hof zwischen brennenden Müllhaufen und holen schonmal die Wasserpistolen raus. She's got the bombs to make you blow! Word up for M.I.A.! [tm: @@@@@]
<#410: Dizzee Rascal "Showtime"> [tm:Â @@@@]
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Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
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