#431 vom 11.04.2005
Rubrik Neu erschienen
Jay Haze "Love For A Strange World"
Elektro-Litanei – Nichts auf dieser CD ist leicht, vielmehr herrscht ein ödes Jammertal, und Kopfarbeit ist gefragt
(CD, 3LP; Kitty-Yo)
Es ist wahrlich eine seltsame Welt, der Haze hier seine Liebe gesteht. Als Macher der Online-Label Contexterrior und Textone machte er bereits von sich reden mit seinen auf jede Weise ungewöhnlichen Phrasierungen. Auf dem neuen Album geht es gerade so weiter. Minimal-Elektro-Geplucker, dazu ein Gesang, der neurotisch klingt, sich niemals hinter den Verzerrern und Samplern hervortraut und insgesamt die Stücke extrem hermetisch macht, um nicht zu sagen extrem nervig. Man muss sich durchkämpfen auf diesem Album eines Kämpfers, der hier von seinen eigenen Erfahrungen in einer Welt von Gewalt und Einsamkeit erzählt – obwohl das Wort 'Erzählung' für diese Fragilitäten nicht recht passen will.
Die Platte wäre ohne Vocals möglicherweise eine bessere; dann könnte man sich abseits dieser aufreibenden Stimmbrüchigkeiten auf die zum Teil wirklich schönen Sounds konzentrieren. Kann man so natürlich auch – es kostet bloß mehr Kraft. Nichts auf dieser CD ist leicht, vielmehr herrscht ein ödes Jammertal, und Kopfarbeit ist gefragt, wenn man nicht an der Destabilität dieses Musikers selbst noch zerbrechen will. Aber Pop, über den man nicht weiter nachdenken muss, gibt's ja eh genug da draußen. Ein gefundenes Fressen für Psychoanalytiker. [tm: @@]
<http://www.jayhaze.com/>
<http://www.contexterrior.com/>
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
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