#442 vom 27.06.2005
Rubrik DVD - Musik sehen
Georg Ringsgwandl "Trulla Trulla"
Bajuvarische Bösartigkeit mit unvergleichlichem Stilbewusstsein auf die Bühne gebracht (1988-1993)
(Blanko)
Er ist die Rampensau unter den Kabarettisten, radikal bösartig, kompromisslos egozentrisch, von exquisiter Derbheit und einzigartig schrill. Ringsgwandl verbindet Kabarett, Rockmusik und Comedy, geißelt die CSU und ihre Hörigen und tritt gleichzeitig die linksalternativen Gutmenschen in den Arsch. Dass er – wenn auch substanzlose – Nachahmer gefunden hat, hat er aufmerksam registriert und sich entsprechend gewandelt. "Wenn jetzt schon der normale Comedy-Trottel im Blödmann-Programm plötzlich auf grell macht", meint er, "dann ist das ein Signal." Müllsack und neonfarbene Leggins trägt er auf der Bühne also nicht mehr.
Die Konzertaufzeichnungen von 1988-93 bringen einiges wieder, was Ringsgwandl hinter sich gelassen hat. Sie sind vielleicht etwas weniger professionell gefilmt als ein Michael-Jackson-Video, möglicherweise auch nicht ganz so gut choreografiert wie ein Madonna-Konzert – dafür burlesk und scharf, modisch einzigartig (Selbsteinschätzung: "Das ist nicht lächerlich, sondern verzweifeltes Stilbemühen") und musikalisch so rustikal wie abwechslungsreich. Neben eigenen Songs verwurstet er von Chuck Berry über Bob Dylan und Jimi Hendrix bis zu Prince tatsächlich alles, was ihm unter die Zither kommt. Die Zither hat er – das sei um keine falschen Hoffnungen zu wecken vorsichtshalber erwähnt - erst später wiederentdeckt. Aber auch ohne sie war er ein einzigartig lustiger Widerborst. [ms: @@@]
<#016: Ringsgwandl "Der Gaudibursch vom Hindukusch"> [pb]
<http://www.ringsgwandl.de/>
Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:
<#631: Ringsgwandl "Untersendling"> [noi:Â @@@]
<#505: Georg Ringsgwandl "Der schärfste Gang"> [ms: @@@@]
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
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