#427 vom 14.03.2005
Rubrik Neu erschienen
Don Nino "On The Bright Scale"
Singer/Songwriter – Minimale Melodien, minimale Texte, maximale Intimität
(CD; Prohibited)
Nicolas Laureau aka Don Nino ist beeinflusst von den großen Singer/Songwritern der USA und Europas. Die Instrumentierung seiner Songs ist minimal, und auch die Texte gefallen sich in einer extremen Reduktion. Laureaus Stimme strahlt eine Intimität aus, die an Konzerte in Besenkammern erinnert; sie neigt dabei zu Brüchen und zur Verweigerung des richtigen Tons, was das Gefühl der Intimität nur noch verstärkt. Vielleicht liegt der Grund für die empfundene Nähe aber auch in dem Umstand, dass Laureau das Album selbst produziert hat, und zwar in seinem zum Studio umfunktionierten Wohnzimmer.
Die junge Vaterschaft des Musikers (sein Sohn ist drei Jahre alt) soll den künstlerischen Prozess enorm beeinflusst haben. So klimpert das Glockenspiel bei "Goutte d'Or Experience" wie bei einem nächtlichen Mobile im Kinderzimmer. Das Hauptaugenmerk Laureaus liegt sowieso weniger auf Ohrwürmern als dem Herbeizaubern von Atmosphäre, was ihm in den reinen Instrumentalstücken besonders gut gelingt (wunderbar der Pianolauf in "Seasons Seeds Seas"). Heterogene Elemente wie Jazzeinflüsse, klassische Komposition, Soundtrack-artiges, Samples und Akustikinstrumente gehen eine Allianz ein, die enorm stimmig wirkt. "On The Bright Scale" biedert sich zu keiner Sekunde an, sondern fordert die Einlassung des Hörers. Ein Spagat zwischen Frankophilie und Amerikanistik, der sich lohnt. [tm: @@@]
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
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