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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #411 vom 08.11.2004
Rubrik Texte - lesen oder hören

Tad Williams "Otherland - Stadt der goldenen Schatten"

Hörspiel – Große Literatur, gigantisches Hörspiel
(6CD; Hörverlag)

Ich gebe zu, ich habe den Schriftsteller Tad Williams für eine Flasche gehalten und ihn jahrelang links liegen lassen. Dies Vorurteil muss ich hier korrigieren: Tad Williams kommt mit "Otherland" unserer chaotisch medial durchkreuzten Welt so nahe, wie ich es nie in der Literatur gefunden habe. Williams erweitert in "Otherland" die Realität, die wir alle teilen, um die virtuelle Realität des Internet, allerdings um phantastische (jedoch immernoch plausible) Möglichkeiten erweitert. In "Otherland" bewegen sich Menschen also in ihrer realen Welt; Menschen, die sich als Figur ins Internet eingeloggt haben; Figuren, die nur als Spielfiguren im Internet existieren; und menschliches Bewusstsein, das nur im Netzwerk existiert.
Und es geht weiter: Sieben Erzählstränge führen durch diese realen und virtuellen Welten. Williams nutzt Elemente des Märchens, des Krimis, der Fantasy, des Entwicklungs-Romans, des Cyberpunk, nutzt Textsorten der Werbung und schmiedet daraus eine packende sozialkritische Story: Die Mächtigen der Welt haben sich das virtuelle Universum "Otherland" als isolierten Bereich im Internet programmieren lassen. Nun fallen diesem milliardenschweren Projekt Kinder zum Opfer. Nur wenige erkennen die Zusammenhänge und nehmen den Kampf gegen das Böse auf.
Die Zeit nennt "Otherland" den "Tolkien des 21. Jahrhunderts": Denn auch hier geht es in einem eigenen Fantasy-Universum komplex zu, und der Kampf zwischen den klaren Polen von Gut und Böse bestimmt den Drive der Story.
Regisseur-As Walter Adler hat mit rund 250 Schauspielern die "größte Hörspiel-Produktion der Radiogeschichte geschaffen" (DerHörVerlag). Der erste Teil umfasst 6 Stunden, wie jeder der drei im halbjährlichen Abstand folgenden. Der Hauch einer Kritik: Auf allen Erzählebenen tost und bebt es, dass die Hörspielmusik sich hier und dort etwas hätte zurücknehmen können. Doch insgesamt macht Komponist Pierre Oser seine Sache herausragend. Seine Musik reicht von elektro-orchestraler Emphase bis in Schwärme geräuschhafter Minimal-Cluster und staffiert höchst filigran die Klangwelten aus, in der die Figuren sich bewegen. Und die Figuren tragen selbst filigrane Stimmen: Hans Peter Hallwachs, Nina Hoss, Peter Matic, Ulrich Matthes, Samuel Weis, Peter Fitz, Sophie Rois, Matthias Koeberlin, Udo Schenk, Dietmar Mues, Manfred Zapatka, Andreas Fröhlich, uvm.
Interessanter Seiteneffekt: Als dies Hörspiel erschien, waren in Kölner Buchläden die "Otherland"-Bücher kurzfristig ausverkauft.
Prädikat: Ein Hörerlebnis der Einzigartigkeit. [vw: @@@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


Permalink: http://schallplattenmann.de/a112506


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