#408 vom 18.10.2004
Rubrik Neu erschienen
Wolf Eyes "Burned Mind"
Angewandte Kakophonie
(CD; Sub Pop)
Ich unterstelle, dass amerikanische Lärmkünstler wie Wolf Eyes den diametral entgegengesetzten Idealen ihres Präsidenten huldigen. Die beiden extrem auseinanderliegenden Positionen haben trotzdem etwas gemeinsam. Denn beide scheinen sich an der Zerstörung zu weiden, und beide benutzen dafür so etwas wie eine Fernsteuerung. Der Präsident seine Vasallen und Wolf Eyes drehen die – in diesem Zusammenhang als interessant und eher herrlich empfundenen – Abstürze mit Knöpfchen und Gitarren herbei. Während der Präsident seine Vorgänger an Grausamkeit nicht mehr überbieten kann, drehen Wolf Eyes die Knöpfchen weiter als ihre Vorgänger (die Throbbing Gristle, Black Flag oder The Swans heißen). Electro, Industrial, Noise- und Experimentalmusik werden hier zusammengerührt und zur Explosion gebracht. Bomber über Großstädten, Knirschen und Kreischen. Presslufthämmern und Sägen. Rohe Energie. Destruktion. Und immer wieder Ruhe zwischen den Sturmböen, von dumpfen Schlägen durchbrochenes Knistern und Glimmern. "Burned Mind" ist nichts für die Geburtstagsfete und in der U-Bahn macht es dich zum Zombie. Umweltgeräusche stören hier beim Hören mehr als bei Britney Spears: Man kann sie – zumindest so lange sie keine biologische Ursache haben – nicht eindeutig zuordnen. Musik – schöner als ein Verkehrsunfall. [ms: @@@]
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
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