Ausgabe #391 vom 01.06.2004
Rubrik Neu erschienen
Todd Rundgren "Liars"
Rock – Spätwerk des stets verkannten Genies
(CD; Sanctuary)
Todd Rundgren war in meiner Jugend mein musikalischer Held. Derweil mich alle anderen erstaunt fragen, wo ich denn so einen skurrilen Typen ausgegraben hätte (und wer das bitteschön eigentlich wäre), fand ich mich in seinem Klangkosmos zurecht.
Als Solist oder mit seiner Band Utopia gibt es fast nichts, was der Multiinstrumentalist nicht gemacht hat. Ruhm erlangte Rundgren als einer der einflussreichsten Produzenten der 70er und frühen 80er Jahre (Meat Loaf "Bat Out Of Hell", Patti Smith "Wave", Steve Hillage "L", The Tubes, Grand Funk Railroad, The Psychedelic Furs, The New York Dolls und viele mehr). So variabel, wie er auf seinen eigenen Scheiben war, so war er es als Produzent. Seit Ende der Achtziger, spätestens nach der 1992er Kurz-Reunion seiner Band Utopia, ist es stiller um ihn geworden. Nur noch spärlich erschienen seine Soloalben, zumeist mit umarrangiertem alten Material oder Live-Mitschnitten.
"Liars" ist nun endlich ein neues Album vom Altmeister und macht da weiter, wo er in den Neunzigern bei Alben wie "The Individualist" (1995) oder "No World Order" (1993) aufgehört hat – für meinen Geschmack viel zu elektronisch! Schade eigentlich, denn Rundgrens expressiver Gesangsstil ist immer noch faszinierend und seine Texte sind immer noch bitterböse und intelligent. Viel zu selten (etwa bei "Mammon") hat Rundgren die guten Kompositionen auch musikalisch adäquat umgesetzt, aber trotz der lahmen Produktion (und das ausgerechnet vom "Wizard"!): Mit Band besteht durchaus noch Hoffnung auf ein Spitzenalbum, denn selbst in seinen schwächsten Momenten bleibt Rundgren grundsolide. Darauf lässt sich aufbauen. [sal: @@]
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
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