[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #386 vom 26.04.2004
Rubrik Neu erschienen

Caetano Veloso "A Foreign Sound"

Der 'brasilianische Dylan' mit englischen Coverversionen – die Wiederentdeckung eines alten Bekannten
(CD; Emarcy)

61 Jahre ist er nun alt geworden, das Haar grauer, die Songs besinnlicher und die Stimme weniger wild: Caetano Veloso wendet sich auf dieser Platte amerikanischen Songs zu, als Reverenz an England und die USA, wo er in den 1970ern zeitweilig lebte. Das Spektrum reicht von Rogers/Hammerstein bis Kurt Cobain, von Bob Dylan bis Pat Metheny, Gershwin, Ellington, Paul Anka... Man könnte jetzt ketzerisch einwenden, dass Veloso die brasilianische Musik zugunsten des globalisierten Amerikanismus verraten habe (die Axt, mit der nationalistische Gemüter die heimische Musikszene so gerne durchforsten). Umgekehrt ist es wahr: Alle Songs klingen nach Velosos Behandlung ver-brasilianisiert – aber das sollen sie doch auch, por amor de deus!
Die Stücke schmeicheln sich mit vielen gebrochenen Septakkorden auf der Akustik-Gitarre in unsere Vorstellung von Neuinterpretationen, und da bleiben sie auch lange. Zumal Veloso mit seiner sanft Bossa-Nova-vibrierenden Stimme singt, die an Jimmy Scott erinnert, nur eben eine Oktave tiefer. Dazu zirpen die Geigen von Jacques Morelenbaum straff und überhaupt nicht kitschig. 23 Songs in 76 Minuten sind eine lange Zeitreise und ein Lehrstück, was aus bekanntem Songmaterial werden kann, ohne gleich die Multikulti-Kettensäge anzusetzen. Fein! [www: @@@@]

Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:

@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight

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