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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #385 vom 19.04.2004
Rubrik Texte - lesen oder hören

Rainer Moritz "Und das Meer singt sein Lied"

Relativ umfassende Betrachtung deutscher Seemannslieder
(Hoffmann & Campe)

Ich glaube fast, dass ich lieber über Schlager lese, als sie zu hören. Und die so fundierten wie salopp geschriebenen Schlager-Betrachtungen von Rainer Moritz haben mich bislang schier begeistert. Moritz ist ein trefflicher Kenner, der hervorragend analysiert und trotz seiner offensichtlichen Vorliebe für das seichte Genre die kritische Distanz nicht verloren hat. Die Meeres-Schlager nimmt er sich ziemlich gründlich und systematisch vor. Die unterschiedlichen Perspektiven – am Ufer sehnsüchtig wartenden Frauen (Mütter, Geliebte und Gattinen) oder das Personal (Seeleute, Kapitäne, Fischer) – werden genauso betrachtet wie die Fortbewegungsmittel (vom Frachter bis zum Gummiboot), die Ziele (Capri, Hawaii, Ibiza,...) und die unvermeidlichen Zutaten (Gitarre, Sonne, Wein und Palmen). Dass Moritz viele Liedzitate in seinen Text einflicht, machte anfangs Spaß, ging mir aber zunehmend auf den Keks. Schön, dass er so viele Lieder kennt. Aber zur Beweisführung seiner Thesen hätten weniger Beispiele gereicht – und der Text wäre lesbarer geworden.
Fast schon selbstverständlich ist heute das Hörbuch zur CD. Nina Petri und Stephan Benson lesen Auszüge und singen tatsächlich einige Schlager! Da hätte ich mir nach den vielen (unfreiwillig) lustigen Coverabbildungen im Buch jedoch die Originale gewünscht, Moritz' Urteile nachvollziehen mögen und gerne gehört, was Willy Kuhweide – dass es den mal gab, hätte ich nicht gedacht – seiner "Lieben kleinen Seemannsbraut" ins Ohr geflüstert hat. Um Fehler zu finden, bin ich übrigens nicht Spezialist genug, eines ist mir jedoch aufgefallen: Moritz mag zwar recht haben, dass Handys mit integriertem Fotoapparat im Schlager bislang nicht vorkommen. Dass Guildo Horn mit den denkwürdigen Zeilen "Kein SMS vor Kap Horn/ Ich hab' mein Handy verlor'n" die Neuzeit auch in die Seemannslieder gebracht hat, ignoriert er aber genauso wie dessen CD "Der König der Möwen", das wohl aktuellste Beispiel lebendiger Schlagermeeresseefahrtsromantik. Hat aber trotzdem Spaß gemacht, Herr Moritz. [ms]


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