Ausgabe #368 vom 24.11.2003
Rubrik Texte - lesen oder hören
Thomas Bernhard "Ereignisse und andere Prosa"
Der Autor liest selbst
(Hörverlag)
Schon die frühen Texte des großen Verweigerers und Österreichbeschimpfers zeigen die gleiche Struktur, die präzise Organisation der Texte, mit denen er Jahre später berühmt werden sollte. Seine Texte sind redundant, rhythmisch und musikalisch und er bearbeitet auch hier schon die Motive, die ihn ein Leben lang begleiten sollen: Tod, Krankheit, Niedertracht oder die Justiz. Die Auswahl der Texte reicht von den 60ern ("Ist es eine Komödie? Ist es eine Tragödie?") bis in die Mitte der 80er-Jahre (ein Auszug aus "Frost" und das wohl beste Stück dieser Sammlung, die suggestive Erzählung "Der Zimmerer"). "Der Hutmacher" ist als Text unveröffentlicht und nur in dieser Lesung erhalten. Die Texte sind köstlich – wenn diese Benennung bei den abgründigen, hinunterziehenden Texten Bernhards erlaubt ist – und der Autor ist ein hervorragender Interpret. "Ereignisse und andere Prosa" ist mehr als ein Dokument, das uns die relativ hohe Stimme des Autors und seine eindringliche Nüchternheit beim Lesen erhält. [ms]
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