#365 vom 03.11.2003
Rubrik Feature
Bob Dylan, 22.10.2003, Arena Leipzig
Ãœber Dylan ist alles gesagt. Warum sollte man sich also ohne Not an den altbekannten Versatzstücken à la "Dylan erfindet sich immer wieder neu" versündigen. Er spricht für sich und es lohnt sich, ihn auch auf dieser Tour wieder zu sich sprechen zu lassen. Für Abwechslung ist gesorgt: Seit einem Jahr steht er die meiste Zeit gebückt vorm Mikro am elektronischen Klavier und spielt manchmal gar gleichzeitig ein Mundharmonika-Solo. Das Leipziger Konzert war dazu laut wie selten, und die schlechte Akustik in der Leipziger Arena machte sich zumindest in den ersten Reihen kaum bemerkbar. Zwar war ein Club wie das Hamburger Docks ein paar Tage zuvor sicher allemal besser, aber letztlich ist es bei Dylan egal, wo er spielt. Und so war er auch in Leipzig gut. Der neue Gitarrist Freddy Koella durfte seine Solis beisteuern, wenngleich man nicht nur bei "Mr. Tambourine Man" meinte, er würde irgendeinen anderen Song spielen. "Maggies Farm", "Cry A While", "Man In A Long Black Coat", "Every Grain Of Sand" – ein Highlight folgte dem anderen. Da Dylan wohl wegen seiner etwas beschränkten (man könnte auch sagen: punkigen) Keyboard-Fähigkeiten bislang nicht so sehr variiert wie gewohnt, dürften auch die Zuhörer seiner nächsten Stationen in den Genuss des einen oder anderen dieser Songs kommen. Wenn es andere werden, ist das auch nicht schlimm, denn langweilig wird es mit Dylan kaum. Wer von den schon wieder stark gestiegenen Preisen nicht abgeschreckt wird, sollte sich also auch 2003 sein Bob Dylan-Konzert gönnen. [hb]
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