#363 vom 20.10.2003
Rubrik Neu erschienen
Sting "Sacred Love"
Fader Blaupausen-Pop – Stings Quintessenz des 11. Septembers?
(CD; A&M)
Was war nicht alles im Vorfeld des Erscheinens des neuen Sting-Albums "Sacred Love" zu hören, von "weisen Schlussfolgerungen" aus dem 11. September 2001, von Rückbesinnung auf alte Stärken, von einem wiedererstarktem Sting, der der Popmusik ihre Würde (und Qualität) zurückgibt – nichts von all dem finde ich darauf. Schon das gewollt existenzialistische Cover lässt erahnen, wie angestrengt das Album klingt, wie gewollt und inszeniert alles wirkt, was ihm dereinst doch so glaubwürdig wie keinem gelang.
Zumindest erträglich der Opener "Inside", der einen Hauch seliger "Soul Cages"-Tage in sich birgt. Doch alles, was danach folgt, ist dröge Hausmannskost mit mehr oder minder angestrengten Texten und – was für mich noch viel schlimmer wiegt – Stings würdeloser Anbiederung an derzeitige musikalische Trends: Latin-Pop mit ein paar 'New Beats' von der Stange und obligatorischem Flamenco-Intro auf "Send Your Love"; das hochnotpeinliche Soul-Duett mit der omnipräsenten Mary J. Blige auf "Whenever I Say Your Name".
Das Album klingt wie ein Sammelsurium beliebiger Blaupausen moderner Popklischees, die nolens volens verstingt wurden. Streicht man den produktionstechnischen Zeitgeist, bleiben mäßige Kompositionen zurück, die keine eigene Leuchtkraft besitzen, sondern nur mit dem Etikett Sting und den oben genannten Ingredentien zu einem Produkt zusammengeschustert wurden. [sal: @]
Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:
<#438: Sting "Bring On The Night"> [sal:Â @@@@@]
<#365: Lob muss auch mal sein...>
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
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