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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #363 vom 20.10.2003
Rubrik Neu erschienen

Van Morrison "What's Wrong With This Picture?"

Van, die ungefähr 35ste – Inspiration und Selbstmitleid
(CD; Blue Note)

Macht euch kein Bild von Gott und erst recht nicht von Van Morrison, denn es ist immer nur ein Bild, das mit der Wirklichkeit nichts gemein hat. So die vereinfachte Botschaft im Titel von Morrisons diesjähriger Hausarbeit. Kein Problem, Sir, ich habe eh besseres zu tun. Zum Beispiel Ihre Platten hören, vorzugsweise jene aus der Zeit, als Sie noch von Dingen sangen, die weit über Ihre eigenen Befindlichkeiten hinausreichten. "I'm not that person anymore/ I'm living in the present time". O.k., schon gut, versteh ich ja, trotzdem, bevor wir zum Positiven (und Wesentlichen) kommen, noch eins: Wer mag dieses Gejammere über die schwere Bürde des Star-Daseins noch hören?
"What will it take them just to leave me alone? Don't they know I'm just a guy who sings songs?" (aus "Goldfish Bowl"). Mein Gott, guter Mann, ich kann mir ehrlich gesagt nur schwer vorstellen, wie Ihnen die Mädels auf offener Straße die Knöpfe von der Jacke nagen! Mittlerweile wissen wir, wie sehr Sie das alles nervt, aber jeder Job hat seine blöden Seiten und drei Songs von der Sorte auf einem Album sind einfach drei zuviel!
So, jetzt aber Schluss damit. Abgesehen von diesen ewigen Eitelkeiten ist das neue Album nämlich eines der inspirierteren Spätwerke des 58-jährigen. Ganz ähnlich wie beim Vorgänger "Down The Road" wird hier mit hörbarer Freude musiziert, die Songs sind im vertrauten Feld zwischen Blues, Jazz, Folk und Funk sicher geerdet und liebevoll arrangiert. Wonnige Streicher und eine wunderschöne Bassklarinette beim Titelstück, knackiger Jump-Blues bei "Whinin' Boy Moan", überraschend bissiger Rockabilly bei "Stop Drinking". Dazu David Hayes pumpender Bass, Ned Edwards cremige Gitarre, wundervolle Bläsersätze und immer wieder der Blues in allen Schattierungen. "St. James Infirmary" weht herüber, gespenstisch und zauberhaft schön. "Nobody knows the meaning of loneliness" singt der Alte in einem der stärksten Songs und das klingt mehr wie eine Feststellung als wie eine Klage.
Und sonst? Das Ende vom Sommer, die Stille im "Little Village", der Spaziergang am Strand und das Licht der Liebe im Dunkeln, das dann und wann, "Once In A Blue Moon", auch den alten Grantler bescheint. "Als Songs missverstandene Zwiegespräche mit Gott" hat Wiglaf Droste einmal Van Morrisons Werk umschrieben. Heute redet er, wie's scheint, lieber mit sich selbst, aber es ist immer noch schön, wenn auch keine Erleuchtung mehr, ihn dabei zu belauschen. Meistens jedenfalls. [pg: @@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


Permalink: http://schallplattenmann.de/a111052


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