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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #361 vom 06.10.2003
Rubrik Feature

Sal's Prog Corner #31 - InsideOut Special

Längst schon ist InsideOut vom kleinen Independent Label aus Deutschland zum wichtigsten Label der Progressive-Rock-Szene mutiert. So nach und nach landeten fast alle wichtigen Acts in Kleve. 10 Jahre nach seiner Gründung sind Szenegrößen wie Spock's Beard, The Flower Kings, King's X, Enchant, California Guitar Trio, Symphony X, Steve Hackett, Neal Morse, Ray Wilson und viele mehr unter Vertrag, weitere Acts wie Arena, IQ, Camel, John Wetton, Rhapsody, Anyone's Daughter u.a. im Vertrieb.
Zu diesem Jubiläum präsentiert InsideOut sich als eine unverzichtbare Größe im Prog-Sektor mit einem breitgefächertem Katalog: Die heutige Prog Corner schaut mit kritischem Blick auf fünf der letzten Veröffentlichungen des Labels. [sal]


Tomas Bodin "Sonic Boulevard"

Der Flower Kings-Keyboarder auf Solopfaden... with a little help from his friends
(CD; InsideOut)

Nach vor Jahresfrist konnte mich Flower Kings-Tastengott Tomas Bodin als Solist auf dem Album "Pinup Guru" nicht so recht überzeugen: Zu steril, zu fad wirkte auf Dauer seine Musik. Der sympathische Schwede zeigt sich bei seinem 2003er Output "Sonic Boulevard" deutlich verbessert, nicht zuletzt, weil er nicht nur auf die Hilfe seiner Bandmates Jonas Reingold (Bass) und Zoltan Csörsz (Drums) zurückgegriffen, sondern auch den Rest der Flower Kings, namentlich Roine Stolt (Gitarre), Hans Bruniusson (Percussion) und Ulf Wallander (Sax) an Bord geholt hat. Das Ergebnis klingt nun deutlich mehr nach den Flower Kings, in der Lesart Bodins. Auflockernd wirken da die zusätzlichen afrikanischen Einflüsse, die aus dem Album eine feine, unterhaltsame Sache machen. Wohl dennoch eher etwas für Flower Kings-Fans, aber diese können sich auf eine kurzweilige Stunde freuen. [sal: @@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


California Guitar Trio "The First Decade"

Rückblick auf die ersten zehn Jahren CG3
(CD; InsideOut)

Wohl kaum ein anderes Gitarrentrio versteht es derzeit so unterhaltsam, so virtuos, so humorvoll und so respektvoll (!) mit den verschiedensten Genres der Musik zu jonglieren. In den zehn Jahren ihres Bestehens haben die drei Nicht-Kalifornier des California Guitar Trios (ein Belgier, ein Japaner und ein US-Amerikaner aus Salt Lake City) eine Reihe vorzüglicher Alben eingespielt, die meisten auf Robert Fripp's DGM-Label ("Yamanashi Blues", "Invitation" und "Pathways" dazu das Live-Album "Rocks The West"), die leider nicht mehr erhältlich sind. Umso erfreulicher ist es, dass mit der Zusammenstellung "The First Decade" ein repräsentativer, kluger (und weitgehend chronologischer) Rückblick auf diese ersten Alben des Trios geschaffen wurde. Leider hat man bei der Zusammenstellung gänzlich auf die so hinreißenden Klassikadaptionen (Bach, Beethoven, Pärt) verzichtet; sie alleine könnten Gegenstand einer zweiten Zusammenstellung werden, doch auch ohne klassische Komponisten bietet "The First Decade" genügend Exquisites. [sal: @@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Kaipa "Keyholder"

Die Rückkehr der schwedischen Prog-Legende der 70er Jahre, Teil 2
(CD; InsideOut)

Als 2002 die schwedische Prog-Legende Kaipa von Hans Lundin und Roine Stolt (der omnipräsente Flower Kings-Boss) wiedererweckt wurde, konnte ich mich an der Mischung aus symphonischem Prog und Folk noch erfreuen, bei der zweiten Auflage dieser neuen Kaipa ist alles wie auf "Notes From The Past" und dennoch zündet das Album nicht wirklich.
Kaipa 2003 ist Prog vom Reißbrett, in dem brav alle Klischees erfüllt werden, auf Dauer wirkt das blutleer und lustlos. Wirklich schlimm wird es, wenn nicht Patrik Lundström (Ritual) den Gesangspart übernimmt, sondern die Sängerin Aleena mit Kelly-Family-esquem Country-und-Folk-geschwängertem Geleier die zumindest ordentliche Musik abwertet (Brrrrr...). Extra Haue sollte es auch für das Cover geben, dass an Dämlichkeit und Klischeelastigkeit nicht zu überbieten ist. Nein, nein, kein Zweifel: "Keyholder" ist nur Stangenware: Perfekt, aber langweilig. [sal: @@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Neal Morse "Testimony"

Die Lebensgeschichte von Neal Morse inkl. christlicher Läuterung
(2CD, 3CD; InsideOut)

Schon auf "Snow", dem letzten Spock's Beard Album unter seiner Leitung, thematisierte der Multiinstrumentalist Neal Morse religiöse Erfahrungen. Angeblich war auch die göttliche Vorhersehung mit im Spiel, als er danach die Band, die er doch maßgeblich prägte, verließ, um sich fortan mit deutlich christlichen Texten als Solist zu präsentieren.
Das erste Ergebnis dieses 'geläuterten' musikalischen Selbstverständnisses liegt nun mit dem Doppel-Album "Testimony" vor, das sich textlich (für europäische Ohren sehr direkt und explizit) mit seinem persönlichen Werdegang zum "reborn christian" beschäftigt. "Testimony" ist, daran führt kein Weg vorbei, Neal Morses Bekenntnis zu Gott und zur Religiosität. Das Statement ist gewollt und unmissverständlich.
Erwartungsgemäß ist dies für einen Hörer, der nicht genauso denkt, schwer nachzuvollziehen und in seiner geballten Plakativität manchmal nicht gerade leicht verdaulich. Blendet man aber die gesamte 'göttliche' Ebene aus (und ich bin nicht sicher, ob das im Sinne des Künstlers wäre), dann ist "Testimony" eigentlich ein ganz typisches Morse-Produkt, ein Album, das er in der musikalischen Form auch mit Spock's Beard hätte aufnehmen können und dem es sogar darüber hinaus an Selbstzitaten und Selbstplagiaten nicht mangelt, ein bisschen so wie immer, wenn Morse das Ruder in der Hand hält. Selbst wenn ich Bauchschmerzen bei so viel Missionarsgeist kriege, komme ich nicht umhin, dem Album durchaus eine überdurchschnittliche musikalische Qualität zu attestieren. Freilich befürchte ich, dass Neals Läuterung weitere, vielleicht noch direktere, noch eindeutigere 'Christian Rock' Alben produzieren wird, deren musikalische Qualität dann fast zwangsläufig am Anspruch leiden wird. [sal: @@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


The Tangent "The Music That Died Alone"

Drei Generationen progressive Rockmusik in einem gelungenem Projekt
(CD; InsideOut)

Was passiert, wenn Musiker aus drei verschiedenen Generationen der progressive-Rock-Szene ein musikalisches Projekt gestalten? Nun, The Tangent ist solch ein Projekt, dass von Mitgliedern der umtriebigen Schweden der Flower Kings (Roine Stolt, Jonas Reingold, Zoltan Csorsz) und der britischen Formation Parallel or 90 Degrees (Andy Tillison, Sam Baine) bestritten wird und durch den ex-Saxophonisten der Prog-Legende Van Der Graaf Generator David Jackson und dem Solokünstler Guy Manning komplettiert wird.
Um die Frage zu beantworten: Nicht wenige Bands wären an solch einem geballten musikalischen Input-Potential erstickt, nicht so The Tangent. Mit "The Music That Died Alone" ist den beteiligten Musikern ein Album gelungen, bei dem offenbar jeder der beteiligten Musiker einen Teil seiner ganz eigenen Persönlichkeit eingebracht und sich dennoch in den Dienst der Musik gestellt hat, um ein Album ganz im "alten" Spirit der 70er Jahre zu schaffen. Wie schön, dass der sogenannte Canterbury Style à la Caravan, Hatfield & The North usw. noch einmal zu Ehren kommt: Schöne alte Sounds (hinreißend viel Klavier und Hammond-Orgel), eine sehr groovige Rhythmus-Sektion, Musik mit einem augenzwinkernden Blick auf ein Kapitel der Rockgeschichte, sehr charming, mit Sicherheit eines der Highlights des Jahres und die beste und lebendigste Retro-Scheibe, die ich seit langem gehört habe. [sal: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


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