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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #356 vom 01.09.2003
Rubrik Texte - lesen oder hören

Fjodor Dostojewski "Raskolnikow. Schuld und Sühne"

Hörspiel der kriminalistischen Tragödie
(4CD; Audio Verlag)

Andere hätten sich umgebracht, Fjodor Dostojewski (1821-1881) aber schrieb. Der Spielsüchtige floh aus Wiesbaden nach St. Petersburg, aus dem er zuvor schon geflüchtet war. Auch hier stellten ihm sofort wieder Gläubiger nach, warteten raffgierige Verwandte, machte sein haltloser Stiefsohn Probleme, kehrten seine epileptische Anfälle wieder. In diesem Chaos schrieb Dostojewski 1866 in fieberhafter Eile "Schuld und Sühne", sein ironischerweise bestkonstruiertes, perfektestes Werk. Sein erster Welterfolg. Und für viele heute der beste Krimi, der je geschrieben wurde.
Keine Zeile hier ist trivial: Die psychologischen, ethischen und philosophischen Elemente wirken derart zusammen, dass man dem verschuldeten Studenten und Doppelmörder Raskolnikow, der aus einer rationalen Idee heraus mordet, und den seine irrationalen Gefühlsreaktionen dann selbst demontieren, das Entkommen herbeisehnt. Und ganz nebenbei porträtiert Dostojewski auf seiner Krimi-Bühne Erniedrigte in höchste Intensität: Da ist der Säufer und Verlierer Marmeladow, seine hysterische Frau Katerina Iwanowna und deren Tochter Sonja, die ihren Körper feilbietet, um ihre kleineren Geschwister vor dem Hungertod zu bewahren.
Die jetzt auf vier CDs erschienene 6-stündige Hörspielversion ist eine WDR-Produktion aus dem Jahre 1960. Und heute hätte sie nicht hinreißender gemacht werden können: Die Erzählerrolle übernimmt der geniale Siegfried Wischniewski, die Dialoge werden szenisch gespielt von Klaus Hammer (Raskolnikow), Gustl Halenke (Sonja), Helmut Peine (Marmeladow) und vielen mehr. Der Sound ist ungewöhnlicherweise perfekt und rauschfrei.
Wer "Raskolnikow. Schuld und Sühne" wie ein Gourmet genießen will, der höre hier zu. [vw]


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