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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #352 vom 28.07.2003
Rubrik Feature

Sal's Prog Corner #30

Hurra! Schon dreißig Ausgaben der Prog Corner und kein Ende ist abzusehen. Heute mit guten und garstigen Releases von Szene-Ikonen, Ex-Ikonen, Underdogs und (Fast-) Newcomern aus den USA, Großbritannien und Deutschland. [sal]


John Wetton "Rock of Faith"

Mainstream – Wie tief kann man sinken?
(CD; Giant Electric Pea)

Oh mein Gott, wie tief will dieser Mann noch sinken? Das ist wirklich das schlimmste Album, dass ich dieses Jahr in die Finger bekommen habe. Eine solche Ansammlung an banalen, dümmlichen, klischeehaften und mainstream-anbiedernden Songs habe ich schon lange nicht mehr gehört, das letzte Mal auf dem Vorgängeralbum "Sinister", nur dieses Mal ist es noch schrecklicher, noch unerträglicher produziert.
Ein Mann, der in den 70er und 80er Jahren unbestritten zum Rock-Olymp (mit Bands wie Family, Roxy Music, King Crimson, Uriah Heep und Asia) gehörte und zumindest mit King Crimson ruhmreiche Rockgeschichte geschrieben hat, ist nun, von Alkohol und notorischer Erfolglosigkeit degeneriert, ein inspirationsloser gebrochener Mann, der besser schleunigst aufhören sollte, anstatt die Musikwelt mit Überflüssigem zu überschwemmen, das keiner hören will. [sal: @]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Conspiracy "The Unknown"

Prog/ Mainstream – Solides Album vom Yes-Bassisten Chris Squire & Anhang
(CD; InsideOut)

Mit Yes ist ja, trotz Welt-Tournee und anstehender DVD- und Best-Of- Veröffentlichung zum 35jährigem Bandjubiläum nicht mehr wirklich viel los. Bestenfalls gießen sie einigermaßen geglückt Heldentaten aus den 70er Jahren live auf, im schlimmsten Fall gelingt ihnen das Plagiat dieser kunstvollen und bisweilen künstlichen Musik in den Neukompositionen nicht mehr. Wirklich erfolgreich waren Yes jedoch erst in den 80er Jahren, eigentlich nur mit einem Song ("Owner Of A Lonely Heart" vom Album "90.125").
Conspiracy, ein Side-Project des Yes-Bassisten Chris Squire mit ex-Yes-Mädchen-für-alles Billy Sherwood, knüpft vielleicht gar nicht so unlogisch an den Sound dieses Erfolgsalbums "90.125" an. Dies ist freilich immer noch nicht wirklich innovativ, gelingt aber überzeugender und gefälliger als 99% aller krampfhaften Yes-Versuche der letzten Jahre, alt, groß, pompös und "artrockig" zu klingen. Dieser "Prog-Light" ist durchaus mehrheitsfähig, tut keinem weh und man kann ihm immerhin seine Professionalität und darüber hinaus einen gewissen Charme nicht absprechen. [sal: @@@]


Djam Karet "A Night For Baku"

Instrumental Prog РDas zw̦lfte Album der US-Amerikaner
(CD; Cuneiform)

So richtig bekannt sind Djam Karet außerhalb der Szene nicht, daran wird auch ihr zwölftes Album nichts ändern. Ein wenig mehr Aufmerksamkeit hätten die US-Amerikaner allerdings für ihre Mischung aus Progressive Rock, Jazz-Rock und Elektronik verdient.
Auf "A Night For Baku" (nicht Baku in Aserbaidschan, sondern die Geister der Traumwelt in der japanischen Mythologie sind gemeint) bietet hauptsächlich bewährtes für den Kenner der Band, ellenlange Gitarren- (und manchmal Keyboard-) Läufe schlängeln sich durch die Songs, wirklich hervorzuheben ist lediglich "Ukab Maerd", das vom Elektronika-Spezialisten Steve Roach im Finale in sphärische Ebenen erhoben wird und ein wenig zeigt, was man aus solcher Musik machen könnte, wenn man sich nur ein wenig mehr Avantgarde trauen würde. Der Rest bleibt solide Frickel-Kost, gut, aber nicht revolutionär. [sal: @@@]


Nekropolis 23 "Vol. 1"

Kraut/ Instrumental - Improvisiert, wild, roh, orgiastisch
(CD; Nekropolis)

Nekropolis 23, ein Münchener Quartett um Mastermind Peter Frohmader sowie Peter Frohmader selbst, eine Ikone des krautartigen Progs, sind leider nur leidlich bekannt. Bestenfalls in Fachkreisen sind seine schrägen Projekte ein Begriff. Schade, denn betrachtet man das musikalische Potential dieser neuen Formation um Frohmader, sollte sich das möglichst bald ändern!
Mit Anleihen an Krautrock-Bands wie Guru Guru oder Can, improvisieren die Musiker von Nekropolis 23 auf "Vol. 1" eine äußerst aufregende und krude, rohe und wilde Mischung aus einer Vielzahl von musikalischen Einflüssen auf höchstem instrumentalem Niveau (großartig, der ex-Keyboarder von Scythe Udo Gerhards). Obwohl das komplette Material im Studio improvisiert wurde, ist es faszinierend, wie sie nie den Blick für die Gesamtstruktur verlieren – hier hat alles einen logischen Anfang und ein logisches Ende – und wie blind sich die Musiker verständigen, die doch z.T. noch gar nicht so lange zusammenspielen. Ein wahrlich starkes, entrücktes, orgiastisches Debüt: Die Jungs will ich unbedingt live sehen! [sal: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Spock's Beard "Feel Euphoria"

Progressive Rock – Schwieriger Neubeginn
(CD; InsideOut)

Als Neal Morse, unbestrittener Kopf, Sänger und Songwriter der derzeit beliebtesten Progrock-Formation Spock's Beard letztes Jahr seinen Ausstieg aus der Band verkündete, saß der Schock in der Fan-Gemeinde tief. Umso beruhigender folgte umgehend die Entscheidung der Restband, mit Nick D'Virgilio (=NDV), dem Drummer als Frontmann weiterzumachen (Nachtigall, ick hör dir trappsen!).
Nun liegt das erste Ergebnis mit NDV vor – und es ist größtenteils enttäuschend ausgefallen. Zwar haben Spock's Beard es immerhin klug vermieden, den Stil Neal Morse' zu imitieren, doch das, was sie präsentieren, ist keinesfalls stets überzeugend oder mitreißend. Günstigstenfalls leicht seelenlose Instrumentalisten-Kunst, schlimmstenfalls prätentiöse, aufgeblasene Prog-Klischees ohne wirklichen Gehalt (v.a. beim unvermeidlichem Longtrack "A Guy Named Sid") oder – noch schlimmer – kitschigster, sentimentaler Kram ("Carry On"). Freilich: Gar so überraschend ist das alles nicht, schon das letzte Album "Snow" unter Morse war alles andere als ein Meisterwerk, insofern ist "Feel Euphoria" nur eine logische Konsequenz daraus. Viel Schatten, wenig Licht – Spock's Beard sind zur gewöhnlichen Prog-Band degeneriert, nur noch eine unter vielen. Mal sehen, ob sie die Kurve beim nächsten Album kriegen oder vollends abstürzen. [sal: @@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


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